Posts mit dem Label Fotografie werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Fotografie werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Motiv + Wirkung ( 69 )

tin jeans hintern Mies Vandenbergh Fotografie
Mies-Vandenbergh-Fotografie
Alles, was mit dem menschlichen Auge zu sehen ist, könnten wir -rein theoretisch- auch fotografieren.

Warum wir es tun könnten, ist eine Frage, die ich gerne anderswo interpretieren und bearbeiten möchte. Warum wir es nicht tun, ist auch eine interessante Frage. Dass wir es nicht tun oder zeigen, ist eine Tatsache. Die Auswahl unseres vornehmlich fotografierten Motives ist eng mit der gesellschaftlichen Verknüpfung verbunden, in der wir (fest-) stecken.
   Hier in Deutschland ist es beispielsweise nicht ohne weiteres möglich, so interessante Streetfotografien wie von Bruce Gilden oder Sao Paulo Streetphotography zu veröffentlichen, da das Thema rechtlich einerseits sehr eng, andererseits aber zutiefst schwammig geregelt ist! Da liegt es scheinbar näher, sich nur mit rechtlich einwandfreien Motiven auseinander zu setzen. Auch darunter finden wir natürlich viele spannende Motive. Interessant ist z.B. die Tierfotografie, wie es beispielsweise Jörg David in fantastischer Weise immer wieder beweist.
   So viele Menschen es gibt, so viele Vorlieben für's Fotografieren und mehr noch für's Ansehen der Bilder gibt es. Und genau da liegt der Kern der Einzelbetrachtung. Im Sehenwollen und tatsächlichen Hinsehen durch die Betrachter findet sich eine versteckte Motivation. Die erste Frage dabei soll die nach dem Grund der Fotografie sein: Fotografieren wir, um uns selbst an den Bildern zu erfreuen oder fotografieren wir, um die Bilder zu präsentieren, um auch andere zu begeistern und zu faszinieren?
   Das ist insofern relevant, als dass sich daran die Frage anschließt, was wir mit einer Präsentation der Ergebnisse erreichen wollen. Dazu jedoch gleich mehr. Fotografieren wir nur für uns selbst, und vielleicht einen kleinen Kreis der Familie und Freunde, so liegt die Sache ziemlich einfach. Die Resultate müssen (nur uns) gefallen. Wir sind die einzigen Kritiker. Wir wachsen aus unserem eigenen Anspruch an die Bilder. Oder eben nicht. Das nicht notwendige Feedback anderer verhilft uns zu keinen anderen Ergebnissen, wir fotografieren ausschließlich privat.
   Gänzlich anders sieht die Sache bei der Idee aus, seine Fotografien auszustellen. Spätestens hier wird die Frage nach dem Motiv absolut relevant. Um es auf die Spitze zu treiben, stelle ich folgende Überlegungen an: Was sollte einen Besucher meiner Ausstellung im Filmsaal der Schule, in der Galerie oder einem Ausstellungsraum, wie auch in den vielen möglichen Portalen im Internet dazu verleiten, in Aktion zu treten, um meine Bilder anzusehen? Einige Klicks sind einfach, aber eine Räumlichkeit aufzusuchen bedeutet schon einen größeren Aufwand. Mit den "falschen" Motiven wird sich mein Erfolg in jeder Hinsicht in engen Grenzen halten. Ob ein Besucher wieder mal auf meiner Homepage oder meinem Fotoblog vorbeischauen wird, ist direkt abhängig vom Motiv und seiner Perspektive. Die Qualität der Fotografien kann noch so gut sein, wenn nicht das Motiv etwas Beliebtes darstellt oder die Darstellung eine durchweg außergewöhnliche Betrachtungsweise definiert, zeigt es sich erst, ob jemand eine Autofahrt in Kauf nimmt, um (m)eine Ausstellung zu besuchen.
   Ich gehe hier grundsätzlich mal davon aus, dass die technischen Belange der Fotoaufnahmen vorzeigbar sind.
   Immer wieder stellt sich die Frage nach dem Motiv! Dazu kommt die Verbindung mit dem Sinn und Zweck der Aufnahmen. Jedem Fotografen bietet sich zu jedem Beginn, auf's Neue, wenn er oder sie nicht an einer Reihe arbeitet, eine Chance auf Bilder eines anderen Genres. Innerhalb dieses Genres findet sich wiederum eine große Anzahl differenzierter Motive. Welche Überlegungen dabei für mich vorrangig zu beachten sind, das möchte ich skizzieren. Nähme ich ein allseits beliebtes Thema, so wäre mir zwar die Zuneigung und Aufmerksamkeit meiner Besucher zumindest dann gewiss, wenn ich in der Lage bin, Bekanntes fotografisch neu oder spannend ( neu gilt als spannend) zu definieren. Es existieren sonst nämlich schon viele bis unendlich viele ähnliche Fotografien. Lichte ich seltenere Motive ab, so findet mich vielleicht kaum einer, aber ich könnte exklusive Aufnahmen fertigen. Nur für wen? Wer würde danach suchen? Wer sich in die Ausstellung verlaufen?
   Zum Glück ist durch die immens große Themenauswahl unserer Kreativität keine (kaum eine) Grenze gesetzt. Zu Beginn habe ich auf unsere gesellschaftlichen Zwänge angespielt, die uns beständig zur Konformität führen wollen. Dazwischen finden wir aber auch einige Überschreitungen, wenn wir nur frei genug im Geiste und emotional reif dafür sind.
   Um es zu vergleichen, möchte ich die Frage stellen, welche Fotoaufnahmen für den Leser interessanter wären: die Nahaufnahme zarter Adern eines Rosenblattes in durchscheinendem Lichte oder die Nahaufnahme berg-und talartiger Furchen eines abgeschnittenen Zehennagels in durchscheinendem Lichte.
Noch Fragen? ;-)
   Ich vermute mal, dass sich die Rosenblätter deutlich höherer Besucherzahlen erfreuen würden. Man kann diese beiden Themen um viele weitere ergänzen. In Jörg Davids oben erwähnten, hervorragendem Tierfotografie-Blog hat er mir unlängst bestätigt, dass die Besucherfrequenz während seines Intermezzos von der Vogel-Fotografie in die Amphibien- und Reptilien-Fotografie nicht unerheblich abnahm, obwohl die Qualität der Aufnahmen auf gewohnt höchstem Niveau lag. Vermutlich stellen die Vögel ein deutlich populäreres Motiv dar und die Menschen begeistern sich viel mehr für die vermeintlich „schöneren“ Vögel!
   Die Frage dabei bleibt jedoch, ob ich etwas möglichst populäres und beliebtes publizieren möchte, oder einem Thema Ausdruck geben will, dem ich - in irgend einer Weise - verbunden bin. Möchte ich in einem beliebten Thema fotografieren und dort in außergewöhnlichen Bahnen Perspektiven und Besonderheiten finden und ausstellen, oder mich einem ungewohnten oder gesellschaftlich nur heimlich beliebtem Thema widmen? Das entscheidet jeder für sich selbst. Der Erfolg einer Publikation hängt meiner Ansicht nach direkt vom gelebten, zugegebenen ehrlichen Interesse der möglichen Betrachter ab. (Vergleiche Privatfernsehen gegenüber arte ;-) , wo halten wir uns auf?)
   Ich meine, die Entscheidung für oder gegen ein Motiv sollte immer auch mit der eigenen Passion verbunden sein, denn was man mag, macht man im allgemeinen besser. Ich meine, letztlich führt nur dieser Weg zur eigenen Verwirklichung und zum Erfolg.
Und wie immer: Do it! Again and again. KLICK!

Bilder - Kritiken ( 68 )

kine jeans hintern Mies Vandenbergh Fotografie
Mies-Vandenbergh-Fotografie.de
K R I T I K ! Welch böses Wort. Nicht aber für den, der sich verbessern möchte, der lernen möchte, der wachsen will, der eine Entwicklung wünscht. Was macht der Lehrer? Er kritisiert. Nur nicht so: "So ist es falsch!" Sondern: "So ist es richtig!"
   Dabei ist die Kritik nichts anderes, als das, mit dessen Hilfe der Lehrer seinem Schüler sein Wissen vermittelt, einen Weg aufzeigt, der sich im Laufe der Zeit als effektiv und weiterführend bestätigt hat. Nicht, dass auch andere Vorgehensweisen zu (m)einem Ziel führen würden, die Frage ist nur, ob man schneller zu diesem Ziel gelangen möchte, um noch andere Ziele zu erreichen oder ob man sich diesem einen Ziel widmen möchte, um dabei Variationen von Zielen zu entdecken, zu entwickeln, die wieder in ganz andere Richtungen führen können. Auch in Sackgassen! Aber der Mensch kann zurück gehen. Hauptsache, er geht. Dazu: " Der Weg ist das Ziel!" und: "Je kleiner das Reich, desto konzentrierter die Kraft." (Goethe)
   Was heißt Lehre? Wie lernen wir? Wenn ich etwas gut mache, dann erhalte ich ein Lob. Doch wie viel mehr lerne ich, wenn ich ein qualifiziertes Lob erhalte. "Das hast Du gut gemacht, weil... ." Und wenn ich etwas noch nicht so gut gemacht habe? Mein Lehrer verbessert mich deshalb, weil ich es nicht ganz richtig machte. Doch auch hier ist die Qualität entscheidend. "Das gelingt Dir so oder nur so zur Zufriedenheit, wenn Du das oder jenes anders machst und dies oder das stärker - oder überhaupt - berücksichtigst."
   Nur dann trägt Kritik! Ganz gleich, ob in positiver oder negativer Richtung, zur Verbesserung der Fertigkeiten unterstützt sie. Außer unserem Ego helfen lediglich solche Sätze, wie "Toll gemacht!" oder "Völlig daneben!", "Gefällt mir" ;-)  in keinster Weise weiter. Der Mensch ist jedoch ein Wesen, das nach Entwicklung strebt. Das ist in unseren Genen vorprogrammiert. Unabänderlich. Wie wertvoll richtig angebrachte, qualitative Kritik sein kann, erfuhr ich sehr deutlich nach meinem Studium während meiner einjährigen Schnupperausbildung zum Koch, oder wie man eine abgebrochene Berufsausbildung sonst nennen mag. Nur einer der sieben dortigen Köche verstand sich auf qualitative Kritik im sonst niveaulosestem Umgangston und Umgangsformen der durchaus mit gehobener Küche angesehenen Restauration. Von ihm lernte ich alles, was mir bis heute noch aus der Zeit des Kochens geblieben ist, darauf konnte ich im Weiteren immer wieder aufbauen, denn durch die vermittelten Hintergründe während der Anweisungen wurden diese selbsterklärend und verständlich. Es brannte sich im wahrsten Sinne des Wortes in mein Gedächtnis ein!
   Später konnte ich diese Art der Belehrungen in Form der konstruktiven Kritik auch für meine Lehrlinge anwenden, und ich habe mich meinerseits über positives Feedback stets gefreut. Das aber nur am Rande.
   Mein eigener Kritiker werde ich dann, wenn ich meine Arbeiten zeitversetzt betrachten kann. Ganz gleich, ob es Fotografien aus den frühen 80er Jahren sind, oder hier zu Beginn des Blogs eingestellte, bearbeitete Po-Fotos. Wenn mir manches mal meine rudimentären Versuche der Bildbearbeitung vorkommen, als wären sie nur mal eben schnell dahergestaltet, so werde ich zu meinem schärfsten Kritiker. So stelle ich fest, dass "einige" Bilder einer weiteren Bearbeitung bedürfen!
   Auch die Texte, die ich vor 3 Jahrzehnten verfasste, könnten einer Überarbeitung bedürfen. Rein grammatikalisch natürlich, denn die Erfahrungen eines erwachsenen Menschen sind nicht die auf die eines 16 Jährigen auch wenn es sich um die selbe ( bemerke: nicht GLEICHE) Person handelt, obwohl: in den darauffolgenden Jahren wurde ich schon zu einem anderen Menschen ... ;-)  Bei Texten ist es also ein wenig anders, denn im Moment der Niederschrift hatte sie ihre Gültigkeit: man war so! Und man dachte so! Und man fühlte so! Die Erfahrung teilt mir mit, was damals gemeint war, was anders war und was immer noch so ist, und meine weiteren Erfahrungen belehren mich wiederum eines besseren, anderen, richtigeren, falscherem ... ;-)
   So halte ich Kritik für eine der wichtigsten Mittel zur Förderung und Forderung bei der Entwicklung seiner Fähigkeiten und Fertigkeiten. Wenn es während des Studiums sogar weniger der Prof ist, als ein Seminarleiter, der auf die Studenten eingehen kann und in der Lehre oft der Geselle, der den Azubi "an die Hand" nimmt, kann die konstruktive Kritik für unsere Fotografien außer von professionellen Seminarleitern ebenfalls von sehenden Mitfotografen kommen, die allein durch den Gehalt der Kritik ihre eigene Qualifizierung offenbaren werden. So entsteht manchmal gegenseitiges Voranbringen.

Perspektiven und Blickwinkel (67)

Zur Veranschaulichung unterschiedlicher Blickwinkel und Perspektiven habe ich eine Reise an die Mosel nach Bullay zum Brautrock - Brunnen der Stadt gemacht. Die Skulptur des Brunnens hält mit etwas Abstand einen Brautrock vor sich, während der Körper der Bronze-Statue unbekleidet dargestellt ist. Ferner wurde die Frauenfigur vom Künstler mit einem ausgeprägtem Hinterteil ausgeformt, welches ich - und jetzt wird es spannend - je nach Perspektive für äußerst wohlgeformt erachte. Aber dazu kann sich jeder Betrachter selbst ein Bild machen!
_MVD0438 _MVD0439 _MVD0440 _MVD0442
Wie deutlich zu erkennen ist, ändert sich scheinbar die Form des Hinterns mit jeder Veränderung des Sichtwinkels. Faktisch ist es natürlich nicht so bei der in Bronze gegossenen Statue, doch was aus einer Richtung einen wohlgeformten Po erahnen lässt, ist aus schon leicht verändertem Standpunkt nicht unbedingt mehr so!
_MVD0445 _MVD0447 _MVD0446
Dieses Beispiel lässt nun bei seiner Übertragung auf die Fähigkeit des Fotografen sehr schön verdeutlichen, welchen Einfluss die Auswahl des Blickwinkels und der Perspektive auf die Darstellungsqualität hat. Am Beispiel dieses Brunnens ist wunderbar nachzuvollziehen, wie die Perspektive aus einem Motiv, und hier ist es das Aussehen, die Figur eines Menschenabbildes, eine "schöne" Abbildung erzeugen kann oder auch nur eine Aufnahme eines vermeintlich nicht so schönen Motives. Das lässt sich einfach auf fast alle Motive übertragen.
_MVD0457 _MVD0456 _MVD0455 _MVD0454 _MVD0453 _MVD0452  _MVD0451
_MVD0450So ist der Modelfotograf mit der Fähigkeit, diese Proportionen, die das Aussehen jeder Person ausmachen, zu erkennen sowie  entsprechend wieder zu geben, ein Künstler auf seinem Gebiete. Wie schwer das ist, kann auf den einschlägigen Portalen (hier bei wordpress, 500px, flickr, u.a.) nachvollzogen werden!
Für mich stellt es eine spannende Herausforderung dar, wenn ich ein Modell fotografiere, dessen Figur und Aussehen nicht mit der einer Milla Jovovich oder eines Ralf Bauer zu vergleichen sind und damit aus fast jeder Perspektive eine "gute Figur abgeben". Ich meine, dass es dem herausragenden Fotografen gelingen sollte, die "Schokoladenseite" seines Models zu erkennen und diese in den Bildern zu verewigen.
Beim Körper wie beim Gesicht kann manchmal viel besser angeschnitten fotografiert werden, oder nur Teilansichten eines Menschen, als die Gesamtansicht, um besondere Charakterzüge fest zu halten. Für diese Beobachtungen und Aufnahmen sollte man sich selbstverständlich gemeinsam mit seinem Modell genügend Zeit nehmen.

Seit wann suchst Du das Bild Deiner Bilder? (66)

raico jeans hintern Mies Vandenbergh Fotografie
Mies-Vandenbergh-Fotografie
Was bleibt Dir aus den Jahren Deiner Fotografie? Du hast in Deinem Leben, mit Deinem Wirken während Deinem Besuch hier auf diesem Planeten diesen mit - gestaltet, -geformt, -verändert, -verbessert, -zerstört, -gerettet ...!
Die Fotografie als eine Deiner Passionen hat Dich einen Teil Deines Lebens beschäftigt. Welcher Ergebnisse kannst Du Dich bewußt erinnern? Welches Maß aus Deinem Handeln - sowohl innerhalb und wie auch außerhalb Deines direkten Wirkungskreises - erreichte Deine Intuition für's Erstellen deiner Bilder?
Gibt es ein fotografisches Werk, auf das Du zurück blicken darfst, oder existiert eine wilde Sammlung von Fotografien? Welches Gefühl erzeugt dieser Rückblick in Dir? Gleichgültig, ob hochgelobt oder geflissentlich ignoriert durch die (fehlenden) Betrachter aller Couleur blickst Du unverhohlen auf Deine Arbeit. Was bleibt?
Wann begann Deine Karriere in der Fotografie?
Meine begann vermutlich schon zu einer Zeit, in der ich selbst außer einer Linse vor mir noch nicht viel erkennen konnte. Mein Vater fotografierte schon weit vor meiner Geburt und erst recht nachher. Ich mutmaße daraufhin einfach mal, weil Kinder schon weit vor ihrem Verständnis von den Zusammenhängen des Lebens durch bestimmte Verhaltensweisen geprägt werden, dass ich schon früh infiziert wurde mit dem Virus der Lichtbilder-Begeisterung. Wurde ich bestimmt!
Bilder aller Art spielen in unserem Leben bekanntlich eine vordergründig und mehr noch hintergründig wichtige Rolle. Ob als Lernhilfe für Kinder oder als Erklärung zur Worthülse für Erwachsene. Wie viel schneller erfassen wir alle einen Bildinhalt, als den Sinninhalt eines geschriebenen Satzes. Als visuelles Wesen mit unseren Augen, unserem einflussreichsten Sinnesorgan, üben Bilder eine starke Wirkung auf unser Leben aus, denn sie erzeugen fast immer sogar eine direkte körperliche Reaktion.
Mich vereinnahmte das Malen mit Licht schon im Jahre 1978, in dem ich meine erste eigene Kamera erhielt. Ich fotografierte meine Freundin und die Ausflüge unseres Vereines, dabei vornehmlich meine Vereinskollegen und Freunde.
Als ich etwas später eine Spiegelreflexkamera mein eigen nennen durfte, fotografierte ich bei vielen Gelegenheiten, wie zum Beispiel Klassenfahrten, Tiere (liebend gerne Enten) oder einfach in der Schule. Viele Fototouren mit Freunden in umliegende Städte von Düsseldorf schlossen sich an und wir lernten viel von unseren Versuchen. Da früher jeder Film und jedes Foto mit Folgekosten belegt war und ich als Schüler nicht die üppigen Gelder zur Verfügung hatte, mussten wir unsere Motive immer gut auswählen. Ob es besser oder schlechter fürs Erlernen der Fähigkeit zum fotografischen Sehen war, sei dahingestellt.
Doch die Menschen als Motiv haben es mir schon immer angetan, das habe ich schon häufiger erwähnt, denn früher habe ich gerne als junger Mensch - neben anderen Motiven - immer wieder Mädchen fotografiert.
Von der Anzahl der Negative, deren Digitalisierung auf sich wartet, ist der Großteil ehrlich mit den Worten "unter ferner liefen" zu betiteln. Einer möglichen Veröffentlichung sehen nur die allerwenigsten entgegen. Was aber die Essenz der langjährigen Fotografie angeht, so meine ich, dass wir Fotobegeisterte am meisten durch die Ausübung unserer Passion selbst gelernt haben. Das fotografische Sehen für sich hat sich durch die digitalen Aufnahmetechniken nicht erleichtert. Auch die zwangsläufig entstandene Bilderflut auf unserer steigenden Anzahl externer Festplatten vereinfacht die Kunst des Sehens beileibe nicht. Vielleicht die direkte Bildkontrolle lässt uns die Chance auf eine zweite Auslösung, nämlich bei misslungener Erstauslösung, und nur dann, wenn die Situation nicht schon längst vorbei ist. An eine grundsätzliche Verbesserung der Qualität der eigenen Fotos rein durch die Digitalisierung glaube ich persönlich nicht.
Mit der Innovation der Aufnahmetechniken (Digital) wurde ich erst einmal ein Stück weit ausgebremst. So kam ich mir zumindest vor, als ich durch die neue Technik viel Lehrgeld bezahlen musste. Irgendwann wurde es dann besser. Was durch meine individuellen, analogen Erfahrungen entstanden ist, das konnte ich mit entscheidenden, kleinen Differenzierungen uneingeschränkt weiter verwenden. Die Technik macht uns immer noch nicht sehender, es bleibt uns weiterhin nur unser Auge. ;-)
Und dennoch! Nicht allein Erfahrungen ermöglichen ein gelungenes Foto, zwar oft schneller oder auch wahrscheinlicher aber nicht immer. Manchmal kommt es vor, dass diese Erfahrungen einem einen wertvollen Hinweis und damit Vorteil gegenüber einem weniger erfahrenen Fotografen in einer brenzligen Situation verschaffen. Andererseits beweisen die Blogger auch hier auf dieser Plattform, dass hervorragende Aufnahmen nicht ausschließlich von Profi-Fotografen stammen. Für mich ist es manchmal ein sehr beruhigendes Gefühl auf meine Erfahrungen zurück greifen zu können.
Und die anfänglich gestellte Frage? Hast Du Dein Foto der Fotos gemacht, oder geht es Dir so wie mir, dass immer das nächste Foto das wichtigste ist. Mit dem Gruß vom Volk der Jäger und Sammler. Ich blicke meinen Ansprüchen nach auf ein beständiges Portfolio, meine aber, dass entsprechend obigem Satz noch viele ungesehene Motive zu entdecken und zu dokumentieren sind. Die unerschöpfliche Schönheit. Wunderbar und faszinierendes Motiv!

Wo stehst Du in 5 Jahren? (65)

spira jeans hintern Mies Vandenbergh Fotografie
Mies-Vandenbergh-Fotografie
In welcher Zeit möchtest Du was erreicht haben?
An welchem Punkt Deiner Aufgabe stehst Du jetzt und bis wann möchtest Du was abgeschlossen haben?
   Diese und ähnliche Fragen stelle ich mir - hin und wieder, wenn mir ein Zustand länger erscheint und ich einen Fortschritt herbei ersehne. Mit Fortschritt meine ich den aktuellen Stand der Projekte im Hinblick auf deren Abschluss, deren Ablauf und Dauer ich im Vorfeld mit einer bestimmten Größe geplant habe, deren Verwirklichung aber doch längere Zeit in Anspruch zu nehmen scheint. Nur ein wenig begreife ich dabei die tägliche Schnappschuss-Fotografie oder jene über die nächsten Jahre geplanten fotografischen Vorhaben.
   Grundsätzlich möchte ich von der festen Annahme ausgehen, dass sich jeder ernsthafte Fotograf im Verlauf seiner Tätigkeit einer Entwicklung gegenüber sieht. Ob nun im Detail geplant oder im Laufe der Zeit während der eigenen Arbeiten stellt sich diese Entwicklung mal schneller mal langsamer ein. Ich bin der Ansicht, dass sich diese Fortschritte bei eigener Beobachtung durchaus nachvollziehen lassen, dies besonders gut an den Fotografien, mehr noch als an der eigenen Arbeitsweise.
   Des Weiteren erkenne ich meine Entwicklung an einer Verschiebung der Themen in meiner Fotografie. Im Anfangsstadium war es eine recht undifferenzierte Ansammlung von Fotos aller möglichen Themenbereiche. Ein Ausnahmefall war und ist die stetige Fotografie von -in meinen Augen- außergewöhnlichen Menschen, besonders gerne Frauen als das wirklich schöne und faszinierende Geschlecht. Im Gesamten betrachtet waren es jedoch Fotos von Gebäuden, Tieren, Landschaften, Pflanzen und Menschen. Bedingt durchs Segeln seit frühester Kindheit immer wieder Segelboote und Segelschiffe.
      Im Laufe der Jahre kamen immer wieder neue Motive dazu, vertraute Motive schritten in den Hintergrund. Von einem erkennbaren roten Faden kann bei mir(außer bei den Menschen) nicht die Rede sein. Hinzu kommt natürlich die Tatsache, dass ich kein Berufsfotograf bin. Das Leben "nebenher" fordert meine Ressourcen in Form von Liebe, Familie, Arbeit, Wohnen und Gesellschaft, die ich selbstredend gerne gebe, die mir daneben noch die Zeit und Lebensenergie für die Fotografie spendieren.
   Mein Ziel in Sachen Fotografie definiere ich heute in der Darstellung von Schönheit im Sinne von Gefallen. Nicht allein die Schönheit der Weiblichkeit stellt mein Portfolio zu Tage, weitere Motivauswahlen stellen sich dazu, einen Anteil daran ist hier zu betrachten.

Mit welchen Mitteln versuchst Du Deine fotografischen Ziele zu erreichen? (64)

mies-vandenbergh-fotografie.de
mies-vandenbergh-fotografie.de
Was brauchts Du wirklich?
  • Eine Kamera mit einem Sensor im Kleinbildformat (gerne Vollformat genannt) mit einem f 1/1,2 50mm Objektiv?
  • Eine Kamera mit einem Sensor im Kleinbildformat mit einem 70-200mm f 1/2.8 Objektiv?
  • Eine Kamera mit einem Sensor im APS-C - format mit einem 18-300mm f 1/5.6 Objektiv?
  • Eine Kamera mit einem mft Sensor und einem 16-35mm f 1/2,8 Objektiv?
  • Ein Mobiltelefon mit 8MP Kamera?
  • Eine Phase One Mittelformat-Kamera mit 80MP Rückteil und einem f1/1,2 Schneider-Kreuznach Objektiv?
   Bei dieser zugegebenermaßen willkürlichen Auswahl von Aufzeichnungsgeräten hat jedes seine Daseinsberechtigung. Je nach Zweck ist das richtige Handwerkszeug unabdingbar zur Erstellung bestimmter Werke, hier fotografische Aufnahmen. Für die Darstellung leinwandgroßer Motive reichen die 16MP eines mft-Sensors eben nicht aus, um einen Blick ohne deutliche Artefakte zu ermöglichen. Gleichsam sind die 200MB (komprimiert immerhin 80MB) einer Mittelformat-Kamera nicht unbedingt notwendig für eine Darstellung im Internet oder eines DinA4 Ausdruckes. (Meine Meinung!)
   Abgesehen von den manchmal zwingenden technischen (persönlichen, geschäftlichen) Gründen für bestimmte Aufnahmesituationen stelle ich lieber die Frage nach dem Fotografen und seiner Fähigkeit zum Sehen. Kann ich mit jedem dieser o.g. Werkzeuge tatsächlich Bilder erschaffen, deren künstlerische Qualität wirklich in direkter Abhängigkeit vom gewählten Werkzeug steht?
   Hier bejahe ich diese Frage definitiv bis zu einem bestimmten Grade. Da es nicht um mehr oder weniger Auflösung in der Zahl der auf den Sensor gequetschten MP geht, sondern viel mehr um die gesunde Mischung von MP und Sensorgröße, steht für mich außer Frage, dass ein "gesunder" Sensor schon zu einem ausgewogeneren Bilde in Sachen Abbildungsleistung führt. Ich spreche dann aber noch nicht vom Motiv oder von möglichem Freistellungspotential. Architektur mit dem Tilt&Shift Objektiv aufzunehmen führt eher zu einem passenden Ergebnis und ohne ein Macroobjektiv ist die Welt der Insekten nur schwer bis gar nicht fotografisch zu entdecken.
   So, wie der Koch mit einem vernünftigen Messer, der Gärtner mit einer vernünftigen Schere und der Controller mit einer vernünftigen Software das deutlich bessere, ökonomischere und damit wertvollere Ergebnis erzielen kann, so erschafft der fotografierende Künstler mit dem vernünftigen Werkzeug fast immer eher ein Kunst - Werk, vorausgesetzt er sieht es! ;-) Auch die Nachbearbeitung mit unterschiedlichen Softwarelösungen beeinflusst das Werk heutzutage viel mehr, als der Betrachter annimmt.
   Abgesehen von diesen technischen Raffinessen möchte ich die Frage nochmal kurz beantworten. Ein dem Thema angepasstes Objektiv verbunden mit einer sinnvollen Sensorgröße stellen für mich eine gute Grundlage zur Schaffung einer wertvollen Aufnahme dar. Wertvoll meint hier eine Aufnahme mit dem Potential zum Außergewöhnlichen mit besonderer Aussagekraft durch die Abbildungsleistung. Sozusagen gebe ich Dir einen Marderhaarpinsel mit Schmincke- oder Lucas-Künstlerfarben verbunden mit vernünftiger Rohrsmühle-Leinwand, und sage Dir: Mal was!
   Viele der Fotografen hier bei Wordpress, aber auch auf anderen Portalen beweisen eindrucksvoll, was ohne Hasselblad möglich ist.
   Fazit: Wie jeder weiß: Auf das Auge des Fotografen kommt es noch viel mehr an, als auf die Technik. Zusätzlich: Ich meine: Ein möglichst sinnvoll großer Sensor mit guter Optik ist die Eintrittskarte zur ernstzunehmenden Fotografie. So kann zum Beispiel ein mft-Sensor für die Streetfotografie so gut sein wie das Mittelformat für die Studio/Modefotografie. Und wie immer: Tu es! Das ist die Voraussetzung schlechthin.

Welche Ziele verfolgst Du? (62)

reho jeans hintern Mies Vandenbergh Fotografie
Mies-Vandenbergh-Fotografie
Ziele der Fotografie!
Welche Ziele verfolgst Du mit Deiner Fotografie?
   Diese Frage ist mit einigen wenigen Worten für mich zu beantworten. Die Ziele meiner Fotografie sind für jede Richtung, jedes Thema, dem ich mich widme, ähnlich, wenn auch nicht gleich gelagert. Als Ziel meiner Fotografie ist zuvorderst die Dokumentation zu formulieren. Mir ist es wichtig, "Dinge" im Bild festzuhalten, die mir in meiner Umgebung auffallen, die mir Gefallen.
   Es sind vor allem Menschen, die ich interessant finde. Mein Ziel umschreibe ich mit den Attributen Anmut, Schönheit und Natürlichkeit. Eines meiner Ziele, besonders harmonische Körper und für meine Idee eines schönen Menschen beispielhafte Fotografien zu erschaffen, korrespondiert mit dem Ziel der Darstellung von Menschen mit hervorzuhebender Ausstrahlung und natürlicher Attraktivität. Eine bewusste Konzentration der Fotos auf den schönen menschlichen Körper hat sich in meiner Fotografie schon immer abgezeichnet. Das soll nicht bedeuten, dass ich mich ausschließlich der Körperfotografie verschrieben habe, nur in den vergangenen Jahren oder Jahrzehnten habe ich viele Gesichter aufgenommen, aber niemals einen Model-Release zur Unterschrift parat gehabt.
   Da jeder Mensch ein anderes Verständnis von Schönheit besitzt, stellen meine Fotos nur eine Ausdrucksmöglichkeit für mein Verständnis von Schönheit dar. Mit meinen hier gezeigten Fotografien verfolge ich als Ziel die offene Darstellung von alltäglichen, wiederkehrenden Ansichten wohlgeformter Körper. Zu zeigen, welch zauberhafte Wesen um uns herum verweilen, ist ein Antrieb für meine Fotografie.
   Als Mann sind es für mich die Frauen, welche die Schönheit in besonderer Form verkörpern, wenngleich es auch ebenso schöne Männer sind, welche die Frauen betören können. Mein Ziel ist es nicht, eine unendliche Zahl verschiedenster Formen symmetrischer Hintern zusammen zu stellen, sondern mit den Fotos einer Begeisterung Ausdruck zu geben, die jede Betrachterin und jeden Betrachter dazu ermuntern soll, Körperlichkeit als harmonische und natürliche Wesentlichkeit ihrer selbst zu empfinden.
   Dass die äußere Schönheit schon zu allen Zeiten und in allen Kulturen einer besonderen Bedeutung unterlag, ist vielfach dargelegt worden. Auch wenn es dabei - je nach Zeit und Kultur - immer einen Konsens darüber gab, was attraktives Aussehen ausmachte, wie es diesen auch heute selbstverständlich gibt, so erachte ich meine Fotos diesem nur bedingt unterzogen. Ich richte mich zumindest bewußt nicht nach allgemeingültigen Maßgaben. Wenn auch ein Einfluss durch jahrelange Prägung nicht zu leugnen ist, so behaupte ich doch durch eine gezielte Auseinandersetzung mit der Materie einen gewissen Abstand gewonnen zu haben.
   Neben dem Ziel für mich selbst, nämlich herauszufinden, welche Körperformen welchen Einfluss auf mich haben, möchte ich mit meinen Bildern einen Teil der unendlichen Vielfalt der Körper aufzeichnen, die uns auf der Straße jeden Tag begegnen.

Warum die Fotos (61)

retur jeans hintern Mies Vandenbergh Fotografie
Mies-Vandenbergh-Fotografie
Aus Freude am Fotografieren.
Warum nimmst Du Deine Kamera in die Hand, warum fertigst Du Bilder und was hast Du damit vor?
Anhand dieser Fragen identifiziere ich mich in Sachen Fotoleben. Beantworte ich die Fragen hier, dann zeichne ich ein Bild meiner Intention. Stelle Dir doch mal selbst die Fragen! Was kommt dabei zum Vorschein. Woher kommt das alles? Wie sieht es jetzt aus und war es schon immer so? Und wie wird es in der Zukunft sein?
Also los!

Mit welchen Zielen fotografierst Du?
Auf welchem Wege versuchst Du Deine Ziele zu verwirklichen?
Mit welchen Mitteln gedenkst Du diese Ziele zu erreichen?
Welchem Zeitrahmen hast Du Dir gesteckt?
Hast Du Dir Zwischenziele gesetzt?
Wie lange fotografierst Du schon?
Mit welchem Ergebnis bist Du bisher unterwegs?
Holst Du Kritiken ein?
Fotografierst Du einzelne Bilder oder arbeitest Du an einer Reihe, einem Portfolio?
Was ist die Aussage Deines Werkes, Deiner Serie, Deiner Fotos?
Widmest Du Dich wenigen oder vielen Themen?
In wie weit komponierst Du Deine Fotografien?
Welche Überlegungen stellst Du vorher an?
Wo sind Deine Verbessungspotentiale?
Wo hast Du Deine Stärken?
Fotografierst Du für Dich selbst, für Freunde und Bekannte, für Menschen im Netz, um die Bilder zu verkaufen?
Fotografierst Du für Auftraggeber?
Wie gut beherrschst Du Deine Ausrüstung?
Welche Komponenten Deiner Ausrüstung benutzt Du am häufigsten, welche seltener?
Welche waren Deine größten Fortschritte und wodurch hast Du sie erreicht?

Erkennst Du Dich wieder? Bist Du der Fotograf, für den Du Dich hältst und was sagen die Menschen um Dich herum? Worin sehen sie Dich anders, als Du Dich selbst siehst? Hat jemand anders recht oder liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen?
Es könnte eine spannende Reise werden, wenn Du den Fragen nachgehen kannst und sie mit jemandem besprechen kannst. Wenn Du Lust und Zeit hast...
Wie eine Beantwortung aussehen könnte, das beschreiben meine nächsten Beiträge in einer kleinen Reihe.
Und - Vielleicht hat ja ein fotografierender Mitblogger Lust, seine Erfahrungen zu teilen.

Montag, 22. Dezember 2014

Streetfotografie - Ähnlichkeiten (55)

spica jeans hintern    Mies Vandenbergh Fotografie
Mies-Vandenbergh-Fotografie
Bei einem Gang duch die Stadt sind die Gedanken üblicherweise nicht weit weg von den Möglichkeiten, die sich in der Stadt bieten. Der Grund des Besuches in der Stadt weist einem den Weg zum Ziel. Geht nun jemand in die Stadt mit dem Ziel, sich der Streetfotografie zu widmen, so sehen die kreisenden Gedanken ganz anders aus, als ginge es beispielsweise zu einem Bummel.
Schon zu Beginn kreisen die Gedanken um die Örtlichkeit, an die man sich begeben möchte, der Ort, der einen Erfolg bietet, nämlich am Ende des Tages mit einigen wenigen, gelungenen Fotografien nach Hause zu kommen. Streetfotografie als Thema ist nicht so weit gefasst, wie allgemeinhin angenommen wird. Szenen aus dem Alltag mit ungestellten Handlungen und ebenso unvermittelt abgelichteten Personen beschreibt dies Genre am ehesten. Alles Inszinierte kann nur dann, wenn es nahezu perfekt choreographiert wurde, als ungestellt durchgehen - wenn es nicht schon wieder zu perfekt ist. Aber es soll natürlich sein und so wirken. Bei der Streetfotografie ist es natürlich von entscheidender Bedeutung, Menschen mit auf die Aufnahme zu bringen, sonst wäre kein Leben im Sinne von Alltäglichkeit in der Bildaussage wieder zu finden. Stillleben könnte man das nicht beabsichtigte Ergebnos bestenfalls nennen oder eine Architekturaufnahme von unverständlichem Aussagewert käme heraus, würden die Menschen fehlen.
Menschen in allen möglichen Lebenslagen erfüllen das Foto mit Leben, und zeichnen ein Bild des Alltäglichen, wie es der Anspruch der Streetfotografie vorzugeben meint. Ein Portrait hingegen ist in der Regel kein Streetfoto, es ist schließlich ein Portrait. Doch gibt es immer wieder vereinzelte Portraitfotografien, die sich eher als Streetfoto zeigen lassen, als zu den Portraits gerechnet zu werden. Wenn der fotografierte Mensch nicht gerade in die Kamera lächelt, sondern behende seiner Tätigkeit nach geht, kann die Situation schon zwiespältig sein. Eigentlich gibt es keinen ernsthaften Grund, die Szene nicht dem Genre der Streetfotografie zu zu rechnen. In allzu engen Grenzen gefasst verliert meiner Meinung nach jedes Thema der Fotografie ihren Reichtum, ihre Vielfalt.
Meine in diesem Blog ausgestellten Bilder sind nichtsdestotrotz weit von der Streetfotografie entfernt. Sie werden zwar zum Teil auf eine ähnliche Weise fotografiert, wie die Bilder in der Streetfotografie gemacht werden, doch vom Motiv sind sie gänzlich anders und auch anders gemeint.
Aber die Herangehensweise ist sehr ähnlich, die Vorüberlegungen drehen sich gleichwohl um die Orte, an denen man fotografieren wird. In der Fußgängerzone der Stadt haben die Menschen Zeit. Es gibt dort einige Motive, deren Aufnahme sicher erfragt werden könnte. Spontan und meist ungestellt als Schnappschuss können hingegen oft eine natürlich anmutende Fotografie ergeben. Für meine Zwecke eignen sich beispielsweise Ampeln oder Bushaltestellen deshalb besonders gut, weil die Menschen den Augenblick der Ruhe vielleicht unbewußter genießen und gerne ungekünstelt hin und her flanieren. Dabei kann ich manches Mal die Formen sehr gut erkunden, die die Figur des Menschen ausmacht. Um geeignete Bilder für die Weitergestaltung zu erhalten (hier ist der Betrachtungswinkel wichtig) ist die Beobachtung der Menschen von entscheidender Wichtigkeit, es kommt darauf an, den gefälligen Blickwinkel zu finden, der das Motiv in möglichst angenehmer Art und Weise belichtet und dabei die Linien und Proportionen möglichst wohlgefällig abbildet. In der Ruhe gelingt es meist besser, als in Bewegung, jedoch nicht immer. Wechselt der Mensch immer wieder von einem Bein auf das andere, kann ich sehr interessante Blickwinkel vernehmlich der Form des Hinterns auf dem Film festhalten, die nebeneinander betrachtet sehr schön verdeutlichen, in wie weit der Blick des Betrachters den richtigen Zeitpunkt erfassen kann, um der Form gewahr zu werden, oder ob er daneben liegt, und der vielleicht schöne Hintern gar nicht entdeckt, sondern einfach verkannt übersehen wird.
Wie eigentlich auf alle Körperregionen übertragbar, und sogar auf alles Betrachtete im Leben, zeigt nur der bewusst hinsehende Mensch im Moment manchmal die einzigartige Schönheit des Wesens. Vereinfacht gesagt kann es die Pflanze in Blüte sein, das Tierbaby in Lauerstellung, der Mensch mit lächelndem oder auch bedachtem Gesichtsausdruck oder die Sonne nahe dem Meeresspiegel in alle Rotorangetöne des Farbkreises gehüllt. Jeder Mensch empfindet auch dabei anders, doch auch dabei finden sich die Vorlieben aller Betrachter in ihren Kreisen gerne wieder zum Austausch der Ideen.
Gehe ich also in die Stadt mit der Idee, Menschen mit einer nach meiner Vorstellung schönen Figur zu fotografieren, so ist dies eine der vielfachen Themenmöglichkeiten, die wir Menschen für uns auserkoren haben. Spannend ist es schon deswegen immer, weil ich dabei nie weiß, welche Motive ich überhaupt bemerken werde, und welche es davon einigermaßen scharf auf meine CF-Speicherkarte schaffen werden.

Samstag, 20. Dezember 2014

Schlank (53)

kuef jeans   Mies Vandenbergh Fotografie
Mies Vandenbergh Fotografie
Die Schlankheit als Thema, in Verbindung mit meinem Hauptthema, dem Hintern und der Schönheit als Oberbegriff, der als vieldiskutierter Stoff insofern hier zu erwähnen als interessant und ergiebig scheint, bringt mich zu folgenden Überlegungen. Verständnis für die nicht so schlanken Menschen, besonders für Frauen, wird in unserer Gesellschaft oft  nur wenig erbracht. Wie ich schon an dieser Formulierung feststelle, nämlich an der Floskel "Verstandnis erbringen" für etwas vollkommen Normales, zeigt mir schon die verfahrene Situation in unserer Gemeinschaft. Schlankheit gilt heute immer noch als gesund und sie steht im Ansehen sehr hoch Kurs. Im Gegensatz dazu gilt der nicht schlanke Mensch oft als krank, ungepflegt, unbeherrscht und häßlich. Was aber besonders verwerflich an der Sache ist, das ist die Tatsache, dass noch immer vielerorts "normalgewichtige" Menschen als übergewichtig betrachtet werden und was besonders bedenklich daran ist, viele derer sind mit ihrem Gewicht und damit Aussehen selber unzufrieden.
Sind dafür die beschreibenden Zahlen der Gesundheitsindustrie verantwortlich oder nur der Mensch selbst? Die Zahlen wie der BMI treffen eine Aussage über das Verhältnis des Körpergewichtes zur Körpergröße, dabei gelten die Werte von 22-25 als gesund. Zum Vergleich seien folgende BMI-Werte genannt:
BMI 20:
Jennifer Lopez (167cm, 57kg)
Beyoncé Knowles (169cm, 57kg)
Reese Witherspoon (157cm, 50kg)
Kate Winslet (168cm, 58kg)
Scarlet Johansson (168cm, 58kg)
BMI 19:
Renée Zellweger (163cm, 50kg )

Catherine Zeat-Jones (173cm, 58kg)
Mary-Kate Olsen (160cm, 49kg
)
Teri Hatcher (168cm, 53kg)
BMI 18:
Eva Herzigova
(180cm, 57kg)
Heidi Klum (176cm, 55kg)
Hillary Swank (170cm, 53,5kg)
Céline Dion (170cm, 53,5kg)

BMI 17:
Gisele Bündchen (180cm, 55kg)
Victoria Beckham (168cm, 46kg)
Lindsay Lohan (167cm, 47kg)
Heidi Klum (178cm, 54kg)

BMI 16:
Claudia Schiffer (180cm, 52kg)
Gwyneth Paltrow (178cm, 51kg)
Nicole Kidmann (178cm, 52kg)
Kate Moss (170cm, 47,5kg)

Die Werte der Modelle liegen gemeinhin bei 16-22, Menschen mit einem BMI ab 25 gelten als übergewichtig, ab einem Wert von 30 als fettleibig. Die Zahl des BMI wird mittlerweile von einer neuen Zahl abgelöst (BAI,Body Adipositas Index) doch die Einschätzung von "normal" und "übergewichtig" blieb weitestgehend erhalten.
In den letzten 180 Jahren waren einige Indizes zur Klassifizierung des Körpergewichtes in Mode. Den Anfang machte ein Arzt mit dem Namen Broca(1824-1880), von ihm wurde der sog. BROCA-INDEX entwickelt. Kurz danach schon, nämlich im Jahre 1832 entwickelte der belgischen Mathematiker Adolphe Quetelet den BMI. Dieser Index wurde aber erst weit über 100 Jahre später für die Körperkultur von Bedeutung, erst für den statistischen Vergleich von Populationen, danach für die Bewertung von Gesundheit für die Versicherungen zur Einstufung von Risiken bei den Versicherten.
Zurück zur Schlankheit. Das hohe Ansehen von schlanken Menschen bei gleichzeitiger Ächtung dicker Menschen wird alltäglich durch die omnipräsenten Medien aller Art vorgeführt und dankbar von unserer Gesellschaft inhaliert. Darüber schrieb ich schon hier. Warum aber ist es so schwer wieder in normale Bahnen zu lenken? Warum streben so viele Menschen danach, schlank zu sein, besonders die Frauen, die laut einer Untersuchung durchschnittlich bis zu ihrem 23 Lebensjahr mindestens 6 Diäten durchgestanden haben sollen. Liegt es an uns Männern, die scheinbar lieber eine schlanke Frau bevorzugen, oder liegt es an den Frauen selbst, die sich im Vergleich zu ihren Mitbewerberinnen lieber schlanker wähnen, als vielleicht ein paar Pfunde zu viel vorzuweisen? Antworten wie "...da fühle ich mich einfach besser...!" und "... ist ja auch gesünder ...!" werden da genauso genannt wie "... wie sieht das denn aus ..!". Da ich das nicht  als Mann bestätigen oder verneinen kann, nur die Antworten wiedergeben kann, die mir gegeben wurden, möchte ich die Sichtweise einfach ändern.
Was sagen die Männer dazu? Wer will nur schlanke Frauen? was ist der Tenor heute, im Jahre 2013? Das soll der Hintergrund meiner Betrachtung werden. Also gehe ich von mir selbst genauso aus, wie es die Antworten und Zahlen zahlreicher Untersuchungen wiederspiegeln. Die Umfragen einiger Wissenschaftler, deren Ergebnisse in Zeitschriften wie "Glamour", "Playboy", "Focus", "Spiegel", oder "Freundin" veröffentlicht wurden, ergeben da ein ebenso mehr oder weniger deutliches Bild, wie die Statistiken verschiedener Internetdienste. Vorweg kann ich nur sagen, dass die Männer dabei wohl große Unterschiede machen bei der Bewertung der Frau als Partnerin und der Frau als Anschauungsobjekt. Grundsätzlich ist eher die durchschnittlich gebaute Frau die begehrtere, wenn es um Körperlichkeiten geht!
" Eine US-amerikanische Studie belegt: Darüber, was beim anderen Geschlecht als attraktiv gilt, herrscht unter Männern Einigkeit. Frauen dagegen bevorzugen unterschiedliche Männertypen - und lassen sich wenig von Makeln abschrecken.
Für ihre Untersuchung (erschienen im "Journal of Personality and Social Psychology", 96(6): 1226-1244) haben die Psychologen um Dustin Wood (Wake Forest University) und Claudia Brumbaugh (Queens College) 4.000 Studienteilnehmern im Alter zwischen 18 und 70 Jahren Fotos von 18- bis 25-jährigen Männern und Frauen vorgelegt. Anschließend sollten die Probanden die Attraktivität der einzelnen Personen auf einer Zehn-Punkte-Skala einordnen. Die mögliche Wertung reichte von "überhaupt nicht attraktiv" bis hin zu "sehr attraktiv".
Das Ergebnis der Befragung: Männer sind sich auffallend einig darüber, welche Frauen sie attraktiv finden. Sie reagieren laut Studie bei Frauen vor allem auf bestimmte körperliche Reize. So fanden die befragten Männer schlanke, selbstbewusst wirkende und verführerisch aussehende Frauen besonders anziehend. Bei den Frauen ergab sich ein anderes Bild: Zwar bevorzugten viele Studienteilnehmerinnen schlanke und muskulöse Männer, doch waren sich die Damen sonst nicht besonders einig: Während manche einen bestimmten Mann als ganz besonders attraktiv empfanden, waren andere komplett gegensätzlicher Meinung. Außerdem stuften Frauen auch Männer mit wenig Muskeln oder kleineren Makeln als attraktiv ein." Quelle:Attraktiv oder nicht?
"Sexy Körper oder schönes Gesicht? Je nachdem, ob ein Mann auf ein Abenteuer aus ist oder ob er eine feste Beziehung sucht, taxiert er entweder die Figur oder das Gesicht einer Frau.
Frühere Studien, die sich mit den optischen Kriterien der Partnerwahl beschäftigt haben, untersuchten, was Attraktivität ausmacht. Dazu gehört die Symmetrie der Gesichtszüge oder das Verhältnis zwischen Taillen- und Hüftumfang. Eine Untersuchung der University of Texas in Austin hat sich erstmals mit der Priorisierung zwischen Körper und Gesicht beschäftigt.Für die Studie erhielten 375 Studenten Fotos eines potenziellen Geschlechtspartners. Gesicht und Körper waren vorerst abgedeckt. Der Abgebildete war entweder als Kandidat für eine längerfristige Beziehung oder für ein kurzes Verhältnis deklariert. Die Probanden mussten sich dann entscheiden, ob sie entweder die Figur oder das Gesicht sehen wollten. Nur 25 Prozent der Männer, die erfahren hatten, dass das Foto eine mögliche langfristige Partnerin zeigte, sahen sich die Figur an. Von denjenigen, die auf eine Affäre aus waren, interessierten sich dagegen 51 Prozent für den Körperbau.
 
Die US-Wissenschaftler interpretieren das Ergebnis folgendermaßen: Männer, die nach einer kurzfristigen Beziehung Ausschau halten, interessieren sich mehr für den Körper einer Frau. Sucht ein Mann nach etwas Dauerhaftem, dann interessiert ihn das Gesicht mehr. Die Figur einer Frau liefert Anhaltspunkte über ihre aktuelle Fruchtbarkeit. Ihr Gesicht dagegen informiert über ihre langfristige Fähigkeit, Kinder zu empfangen und aufzuziehen. Entsprechend lassen die neuen Erkenntnisse vermuten, dass Männer auf der Suche nach einem sexuellen Abenteuer psychologische Gründe haben, einen Partner zu suchen, der aktuell fruchtbar ist und schnell Nachkommen produzieren kann.
Frauen zeigten bei der Wahl von Kurzzeit- oder Langzeitpartnern keine auffälligen Prioritäten in Bezug auf Körper oder Gesicht."
Die Studie ist im Fachmagazin „Evolution and Human Behaviour“ veröffentlicht. Quelle:  Figur signalisiert Fruchtbarkeit
 
 
 
 
In dem neueren Bodyindex Taille-Hüfte-Verhältnis ist idealerweise  die Zahl 0,7 z.B. 60:90= 0,67 genannt, die als das ideale Maß für die höchste Attraktivität steht. Das bezieht sich in den Studien auf die größtmögliche Fertilität bei der Frau in Bezug zu ihrem Alter. Darin empfand der Mann dann die Frau als besonders attraktiv, wenn sie dem Alter nach die höchste Wahrscheinlichkeit für die Zeugung von gesunden Nachkommen besaß.   (WHR; waist-to-hip-ratio)
Ob eine Verbindung zwischen dem weiblichen Taille-Hüft-Verhältnis und der gegengeschlechtlichen Attraktivitätseinschätzung besteht, überprüfte Singh anhand von Zeichnungen, in denen er das Level des WHR variierte (0.7, 0.8, 0.9, 1.0), in jeweils drei verschieden Gewichtsklassen (untergewichtig, normalgewichtig und übergewichtig). In jeder Gewichtsklasse wurden gezeichnete Frauen mit einer gynoiden Fettverteilung (0.7 - 0.8) am attraktivsten beurteilt.Eine Präferenz für ein geringes Taille-Hüft-Verhältnis konnte durch Untersuchungen in verschiedenen westlichen Kulturen bestätigt werden (Furnham, Tan & McManus, 1997;Henss, 1995)
Eine weitere Untersuchung zeigte Unterschiede im Verhalten und der Denkansätze von Frauen verschiedener Körpergestalt. So denken demnach schlanke Frauen  ..."weitsichtig, übergewichtige sind impulsiver. Das fanden Forscher am Leipziger Max-Planck-Institut (MPI) für Kognitions- und Neurowissenschaften heraus, wie das Institut mitteilte. Zwischen schlanken und dicken Männern trat dieser Unterschied dagegen nicht auf. Dies zeige, dass Übergewicht bei Männern und Frauen einen unterschiedlichen Einfluss auf das Entscheidungsverhalten und die Hirnstruktur habe."
Das nur nebenbei. In den Studien deute ich eine Vorliebe für die normalgebaute Frau, jedoch mit einer deutlichen Tendenz zur schlankeren Körperform als zur dickeren. Bei einer weiteten Studie wurden Versuchspersonen nach Merkmalen für Unattraktivität befragt. Sowohl bei den Männern wie auch bei den Frauen wurde "Dicksein" als eine der am häufigst genannten Anzeichen für fehlende Attraktivität genannt. Gefällt also tatsächlich den Männern die schlanke Frau mehr als die dickere? Die Studien scheinen dies zu belegen. Weiter geht es in meinem nächsten Beitrag. Darin die Auswertung der Internetdienste und der eigenen Befragungen.
 

Freitag, 19. Dezember 2014

Bildbearbeitung (52)

rew jeans hintern    Mies Vandenbergh Fotografie
Mies-Vandenbergh-Fotografie
Welches veröffentlichte Foto ist heutzutage unbearbeitet? Keines, richtig! Was zu analogen Zeiten noch die Dauer der einzelnen Tauchbäder des Filmstreifens in mehr oder weniger säure- oder basehaltigen Chemikalien und die Behandlung des belichteten Fotopapieres ausmachte oder was der Fotograf mit der Wahl des Filmes und der Wahl der Din/ASA Zahl beeinflussen konnte, das kann in den heutigen Zeiten jedes noch so einfache Bildbearbeitungsprogramm leisten. Ob Fluch oder Segen, zu solch einer pauschalen Fragestellung lässt sich bei ernsthafter Bewertung kein eindeutiges Urteil abgeben. Da hier ein "Sowohl" wie "Alsauch" zutreffend ist, möchte ich auf beides eingehen.
Was früher Maler wie Roger Dean oder Rodney Matthews in ihren fast realistischen aber dennoch surrealistischen Bildern auf eindrucksvolle Weise zu Papier brachten, das ist heute mit zugegebenermaßen ausgezeichneten Kenntnissen der Software vielen Menschen möglich. Als Beispiel eines wahren Künstlers auf dem Gebiet möchte ich hier Uli Staiger. nennen. Seine Fotocollagen erinnern mich etwas an die Gemälde von Dali oder Magritte. Sicher eine ganz andere Art der Kunst, aber insofern im gleichen Atemzug zu nennen, als das Produkt ihres Schaffens den Geist und die Phantasie des Betrachters auf eine phantastische Reise mit nimmt. Bei meinem Besuch des Dali-Museums in Figueres im letzten Jahr habe ich es in geballter Form staunend erleben dürfen, und ich habe für mich festgestellt, dass diese surrealistische Darstellungsweise meine gewohnte Sichtweise der Dinge auf eine sehr angenehme Weise in Frage gestellt hat. Durch die intensive Auseinandersetzung mit seinen ausgetellten Werken kam ich zu der Fragestellung, wie weit unsere Sicht auf die Alltäglichkeiten mit einer mangelden Wahrnehmungsfähigkeit einhergeht. Blind geworden für die Schönheiten des Lebens durch schreiende Bilderfluten an allen Ecken und Wegen ist unser Geist vielleicht überfordert abgestumpft. Mit einer stoischen Selbstverständlichkeit laufen wir im Tunnelblick durch unseren Aufenthalt auf dieser Erde.
Für uns Fotografiebegeisterte könnte die Auflösung dieses Dilemmas eine ungeahnte Schaffenskraft bezüglich der Aussagekraft unserer Fotos erwirken. Nicht die Bildbearbeitung, um den Bogen wieder zurück zu führen, soll die Bildaussage erzeugen, finde ich, sondern der Grundgedanke des Fotos ist entscheidend, und zwar im Moment der Aufnahme des Motives.
Bei weitem nicht so offensichtlich aber exzessiv findet die Bildbearbeitung in der Werbeindustrie statt. Retouchieren ist dort, wie jeder weiß, der Regelfall. Ob es sich um Food handelt oder um Menschen, es wird am Rechner alles "ein wenig" verschönert. Ob diese Makellosigkeit einen positiven Einfluss auf uns ausübt, daran habe ich ernsthafte Zweifel. Ist im realen Leben um uns herum doch auch nicht alles so perfekt.
Auf der anderen Seite freue ich mich, wenn ich ein nicht ganz richtig belichtetes Bild am Rechner noch so bearbeiten kann, dass es wieder halbwegs richtig belichtet aussieht. Genauso freue ich mich, dass ich stürzende Linien korregieren kann und rote Augen nur noch eines Klicks bedürfen, um sie in glänzende braune Augen mit einem Spitzlicht darin für die Lebendigkeit zu verwandeln. Sollte es also eine gute Seite der Bildbearbeitung geben und eine schlechte? Und wer würde festlegen, wo die Grenze oder die Grauzone zwischen beiden läge?
Der gesunde Menschenverstand wird vermutlich landläufig zur Meinung tendieren, dass ein wenig unauffällige Bearbeitung schon in Ordnung wären. So zumindest die Antworten einiger zehn Befragten. Doch ich selbst habe ernstliche Probleme bei der Umschreibung von "ein wenig". Versteht jeder gleich viel unter "ein wenig"? Nein! Was spräche dagegen, etwas mehr zu bearbeiten, wenn man nicht sowieso nur "out of the cam" (unbearbeitet) gelten ließe. Kann ich nicht den Hintern etwas kleiner machen, dafür den Busen etwas größer und die Nase gerader richten? Den Apfel noch ein bischen roter und die Wiese etwas saftiger? Ist doch nur ein Foto, oder?
Was spräche dagegen? Der Wirklichkeit die Farben "wiedergeben", die der Bearbeiter an seinem unkalibrierten Bildschirm als zuteffender beurteilt. Warum nicht, wenn wir Menschen unser ganzes Leben lang der Schönheit nachstreben. "Ach sieh mal, wie schön der/die/das [Himmel/Sonnenuntergang/Vogel/Gesicht/Gebäude/Blume/Frau/Mann/Berg/…] ist!" Entzückt von der Schönheit der "Dinge" blicken wir auf, freuen uns, behalten es sogar für einen Moment länger im Gedächtnis, als das Gewohnte, das Normale. Kehrt sich das doch erst wieder ab einem größeren Ausschlag des Pendels zur Hässlichkeit um. Warum also nicht ein zwar bearbeitetes aber dadurch auch "schöneres" Bild präsentieren? Was wäre, wenn wir ein "nur" unbearbeitetes Foto dem gegenüberstellten?
Diese Frage wird in jeder Sekunde von Millionen von Hobbyfotografen oder Berufsfotografen mit einem "Nein" beantwortet. Es ist meist so, dass die Wenigsten (mich inbegriffen) bei der Aufnahme die gestalterischen und technischen Überlegungen VORHER durchdenken(können) und diese anwenden(können), und zwar so, dass eine Bildbearbeitung unnötig oder sogar kontraproduktiv wäre. Ausgenommen sind davon natürlich die o.g. Künstler, deren Bilder ja erst durch die Bildbearbeitung entstanden.
Mein Fazit ist, dass die reine Möglichkeiten der Manipulation schon deren Einsatz am Bilde zum uneingeschränkten Standard macht. "Es gibt die Programme, also verwende ich es! Somit gilt der Spruch: "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast!" adäquat für alle Fotos. Wie gehen wir damit um? Wir leben im Zeitalter der Aufklärung, in dem wir ob der unermesslichen Informationsflut immer unaufgeklärter werden und nur durch einen geeigneten Filter der für uns relevanten Infos habhaft werden können. Wissen wir also um die Möglichkeiten der Bildmanipulation und sehen etwas genauer hin, so erkennen wir vielleicht eher die Botschaft des Bildes im Rahmen unserer gemeinsamen Wirklichkeit.
P.S. Hier noch eine unvollständige Liste der Tatwerkzeuge:
· Gimp                                kostenlos
· Photoshop                       950,- €
· CaptureOnePro               229,-€
· Lightroom                       135,- €
· UfRaw                              kostenlos
· CameraRaw                     in Photoshop
· Silky Pix                           219,- €
· DXO Optics                     299,- € / 149,- €
· ACDSeePro                      40,- €
· CorelDraw                       630,-€
· Raw Therapee                 kostenlos
· CaptureNX2                    179,- €
· Aperture 3                        70,- €
· Digital Photo Pro            kostenlos
· HeliconFilter                   63,- €
· Photoshop Elements      100,- €

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Vergänglichkeit der Hintern (51)

kio jeans hintern   Mies Vandenbergh Fotografie
Mies-Vandenbergh-Fotografie
Das Foto eines wohlgeformten Hinterns. Es befindet sich vor mir, ich sehe es an und denke:
Ein schöner Hintern! Ein gelungenes Foto! Im rechten Augenblick hat jemand auf den Auslöser gedrückt, nachdem er das Motiv entdeckte. Die Technik ließ ihn nicht im Stich, das Licht war richtig und die Einstellungen an der Kamera, für die - sie oder er - sich weit vor diesem Augenblick entschied, waren richtig gewählt. Der Focus hatte das Motiv ebenso korrekt erfasst, wie die Blende genau die richtige Menge Licht durchließ. Da ist es also, das Bild. Das Bild eines schönen Popos. Der ist also auch da gewesen. Dieser Hintern wurde für das Bild ( und zwar das auf dem Sensor genau so, wie jenes, das in den Köpfen der Betrachterin oder des Betrachters entsteht) in eine ihn gut in Szene setzende Kleidung gesteckt. Er soll schön aussehen, was ja ob des Fotos auch hinlänglich gelungen ist.
Da ist es also, das Bild eines wohlgeformten Hinterns. Und der Hintern selbst - mit einem Rest von Mensch daran. So meint der Hintern. Doch er, der für die Aufnahme so toll hergerichtet, der in eine für den Rest des Menschen besonders unbequeme, weil enge Jeans gezwängt wurde, der sogar vollendet in der Form seiner Pobacken noch den String, wenn überhaupt, darunter trägt, was meint er zu sein, zu sein während des Restes der Stunden, in denen er immer wieder gerne angeschaut wird?
Mehr noch, welche Bedeutung hat er im Verlauf der Zeit, in der Spanne seiner Existenz? Ist der Rest des Körpers noch jung, so ist auch er jung, altert der Rest des Körpers, so macht er was? Schön aussehen, straff bleiben und immer schön knackig und fest? Mitnichten! Auch er kriecht zu Kreuze dem Diktat der Schwerkraft, so, wie der an ihm hängende Rest ebenfalls nicht entkommt. Irgendwann sogar wird er zu Staube und von Form kann wahrlich nicht mehr die Rede sein.
Also wird es kommen, und die Zeit wird ihre Botschaften überbringen, ob wir sie verstehen wollen oder nicht. Die Sache ist entstanden, irgendwann, und demgemäß wird sie vergehen. Was bleibt, das ist die Idee, und nur dann mehr als eine Idee der Schönheit wie der der Mona Lisa, deren Züge sicher schon vergessen, wäre nicht damals ein Hinseher gewesen, der die Zauberhaftigkeit des Wesens allein für sich dazu brachte, ein Bildnis von ihr zu kreieren. So können wir uns heute noch darüber streiten, ob sie denn Schönheit ausdrückt oder nicht, ihr Bildnis jedenfalls sorgt für mehr als nur Idee, ihr Antlitz sorgt für jeden Menschen in seinem ganz persönlichen Licht, zu sagen, ob wir einstimmen in die Begeisterung des Leonardo.
So ist denn Abbildung ein Zeugnis des Augenblickes. Wie schon nur wenige Wochen später sich die Linien verändern können, das weiß jeder selbst zu bezeugen. Nicht, dass es so ist, beschreibe ich mit Bildern, nur entgegen der Vergänglichkeit ist mir an dem Bild des Augenblicks gelegen, welches ich festhalte als Zeugnis dafür, dass der Abgelichtete wirklich einst so aussah. In der Erbaulichkeit über das Aussehen, welches uns Menschen stets so beeindruckt, zeige ich, bevor sich auflöst in das Meer der Überformen die vollendete Linie.
Mit der definitiv unwichtigen, belanglosen und bedeutungslosen Darstellung von Hintern setze ich ein Zeichen der Schönheit der Gesäße und jeder mag hinsehen, dem es gefällt. Bevor diese ihre Form des Augenblickes für immer verändern - was dem Menschen als solchen nie abträglich ist, weder dem Charakter noch dem Herzen - nur den Augen des Gerneansehers der Gesäße trägt es zu, zu sehen und sich daran zu erfreuen, so wie es immer schon dem Schöngeiste daran gelegen war, Schönes anzusehen. Gleich dabei, ob es die Moleküle zu einem Tier, zu einer Blüte, zu einem Sonnenuntergang oder zu einem Gesicht gebracht haben. Für den Fotografen ist sein Motiv der ultimative Moment der Dokumentation, es abzulichten, bevor es abgetaucht ist in den Blättern des Eisenholzbaumes oder sonstwo hin. Bevor es seine Gestalt verändert soll es abgebildet sein, dem Lauf der Zeit entnommen für das Foto des Augenblickes.
Wie die Vergänglichkeit des Augenblickes wird zwar auch das Bild vergehen, so ist es nur eine kleine Verlängerung dieses Augenblicks, den der Fotograf für sich entdeckt und anderen Besuchern seiner Bilder vorstellen kann. Der Besucher dieser Austellung sieht hin, zu dem, was so in dieser Weise nicht alltäglich zu sein scheint und doch ist. Werden Bilder nicht entfremdet durch die unendlichen Möglichkeiten der Bildbearbeitungssoftware, so zeigen sie die Realität, welche vielleicht nur aus einem nicht alltäglichen Blickwinkel betrachtet ist, doch letztendlich nichts anderes, als was schon da ist!