K
R I T I K ! Welch böses Wort. Nicht aber für den, der sich verbessern
möchte, der lernen möchte, der wachsen will, der eine Entwicklung
wünscht. Was macht der Lehrer? Er kritisiert. Nur nicht so: "So ist es
falsch!" Sondern: "So ist es richtig!"
Dabei ist die Kritik nichts anderes, als das, mit dessen Hilfe der
Lehrer seinem Schüler sein Wissen vermittelt, einen Weg aufzeigt, der
sich im Laufe der Zeit als effektiv und weiterführend bestätigt hat.
Nicht, dass auch andere Vorgehensweisen zu (m)einem Ziel führen würden,
die Frage ist nur, ob man schneller zu diesem Ziel gelangen möchte, um
noch andere Ziele zu erreichen oder ob man sich diesem einen Ziel widmen
möchte, um dabei Variationen von Zielen zu entdecken, zu entwickeln,
die wieder in ganz andere Richtungen führen können. Auch in Sackgassen!
Aber der Mensch kann zurück gehen. Hauptsache, er geht. Dazu: " Der Weg
ist das Ziel!" und: "Je kleiner das Reich, desto konzentrierter die
Kraft." (Goethe)
Was heißt Lehre? Wie lernen wir? Wenn ich etwas gut mache, dann erhalte
ich ein Lob. Doch wie viel mehr lerne ich, wenn ich ein qualifiziertes
Lob erhalte. "Das hast Du gut gemacht, weil... ." Und wenn ich etwas
noch nicht so gut gemacht habe? Mein Lehrer verbessert mich deshalb,
weil ich es nicht ganz richtig machte. Doch auch hier ist die Qualität
entscheidend. "Das gelingt Dir so oder nur so zur Zufriedenheit, wenn Du
das oder jenes anders machst und dies oder das stärker - oder überhaupt
- berücksichtigst."
Nur dann trägt Kritik! Ganz gleich, ob in positiver oder negativer
Richtung, zur Verbesserung der Fertigkeiten unterstützt sie. Außer
unserem Ego helfen lediglich solche Sätze, wie "Toll gemacht!" oder
"Völlig daneben!", "Gefällt mir" ;-) in keinster Weise weiter. Der
Mensch ist jedoch ein Wesen, das nach Entwicklung strebt. Das ist in
unseren Genen vorprogrammiert. Unabänderlich. Wie wertvoll richtig
angebrachte, qualitative Kritik sein kann, erfuhr ich sehr deutlich nach
meinem Studium während meiner einjährigen Schnupperausbildung zum Koch,
oder wie man eine abgebrochene Berufsausbildung sonst nennen mag. Nur
einer der sieben dortigen Köche verstand sich auf qualitative Kritik im
sonst niveaulosestem Umgangston und Umgangsformen der durchaus mit
gehobener Küche angesehenen Restauration. Von ihm lernte ich alles, was
mir bis heute noch aus der Zeit des Kochens geblieben ist, darauf konnte
ich im Weiteren immer wieder aufbauen, denn durch die vermittelten
Hintergründe während der Anweisungen wurden diese selbsterklärend und
verständlich. Es brannte sich im wahrsten Sinne des Wortes in mein
Gedächtnis ein!
Später konnte ich diese Art der Belehrungen in Form der konstruktiven
Kritik auch für meine Lehrlinge anwenden, und ich habe mich meinerseits
über positives Feedback stets gefreut. Das aber nur am Rande.
Mein eigener Kritiker werde ich dann, wenn ich meine Arbeiten
zeitversetzt betrachten kann. Ganz gleich, ob es Fotografien aus den
frühen 80er Jahren sind, oder hier zu Beginn des Blogs eingestellte,
bearbeitete Po-Fotos. Wenn mir manches mal meine rudimentären Versuche
der Bildbearbeitung vorkommen, als wären sie nur mal eben schnell
dahergestaltet, so werde ich zu meinem schärfsten Kritiker. So stelle
ich fest, dass "einige" Bilder einer weiteren Bearbeitung bedürfen!
Auch die Texte, die ich vor 3 Jahrzehnten verfasste, könnten einer
Überarbeitung bedürfen. Rein grammatikalisch natürlich, denn die
Erfahrungen eines erwachsenen Menschen sind nicht die auf die eines 16
Jährigen auch wenn es sich um die selbe ( bemerke: nicht GLEICHE) Person
handelt, obwohl: in den darauffolgenden Jahren wurde ich schon zu einem
anderen Menschen ... ;-) Bei Texten ist es also ein wenig anders, denn
im Moment der Niederschrift hatte sie ihre Gültigkeit: man war so! Und
man dachte so! Und man fühlte so! Die Erfahrung teilt mir mit, was
damals gemeint war, was anders war und was immer noch so ist, und meine
weiteren Erfahrungen belehren mich wiederum eines besseren, anderen,
richtigeren, falscherem ... ;-)
So halte ich Kritik für eine der wichtigsten Mittel zur Förderung und
Forderung bei der Entwicklung seiner Fähigkeiten und Fertigkeiten. Wenn
es während des Studiums sogar weniger der Prof ist, als ein
Seminarleiter, der auf die Studenten eingehen kann und in der Lehre oft
der Geselle, der den Azubi "an die Hand" nimmt, kann die konstruktive
Kritik für unsere Fotografien außer von professionellen Seminarleitern
ebenfalls von sehenden Mitfotografen kommen, die allein durch den Gehalt
der Kritik ihre eigene Qualifizierung offenbaren werden. So entsteht
manchmal gegenseitiges Voranbringen.
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