Montag, 22. Dezember 2014

Streetfotografie - Ähnlichkeiten (55)

spica jeans hintern    Mies Vandenbergh Fotografie
Mies-Vandenbergh-Fotografie
Bei einem Gang duch die Stadt sind die Gedanken üblicherweise nicht weit weg von den Möglichkeiten, die sich in der Stadt bieten. Der Grund des Besuches in der Stadt weist einem den Weg zum Ziel. Geht nun jemand in die Stadt mit dem Ziel, sich der Streetfotografie zu widmen, so sehen die kreisenden Gedanken ganz anders aus, als ginge es beispielsweise zu einem Bummel.
Schon zu Beginn kreisen die Gedanken um die Örtlichkeit, an die man sich begeben möchte, der Ort, der einen Erfolg bietet, nämlich am Ende des Tages mit einigen wenigen, gelungenen Fotografien nach Hause zu kommen. Streetfotografie als Thema ist nicht so weit gefasst, wie allgemeinhin angenommen wird. Szenen aus dem Alltag mit ungestellten Handlungen und ebenso unvermittelt abgelichteten Personen beschreibt dies Genre am ehesten. Alles Inszinierte kann nur dann, wenn es nahezu perfekt choreographiert wurde, als ungestellt durchgehen - wenn es nicht schon wieder zu perfekt ist. Aber es soll natürlich sein und so wirken. Bei der Streetfotografie ist es natürlich von entscheidender Bedeutung, Menschen mit auf die Aufnahme zu bringen, sonst wäre kein Leben im Sinne von Alltäglichkeit in der Bildaussage wieder zu finden. Stillleben könnte man das nicht beabsichtigte Ergebnos bestenfalls nennen oder eine Architekturaufnahme von unverständlichem Aussagewert käme heraus, würden die Menschen fehlen.
Menschen in allen möglichen Lebenslagen erfüllen das Foto mit Leben, und zeichnen ein Bild des Alltäglichen, wie es der Anspruch der Streetfotografie vorzugeben meint. Ein Portrait hingegen ist in der Regel kein Streetfoto, es ist schließlich ein Portrait. Doch gibt es immer wieder vereinzelte Portraitfotografien, die sich eher als Streetfoto zeigen lassen, als zu den Portraits gerechnet zu werden. Wenn der fotografierte Mensch nicht gerade in die Kamera lächelt, sondern behende seiner Tätigkeit nach geht, kann die Situation schon zwiespältig sein. Eigentlich gibt es keinen ernsthaften Grund, die Szene nicht dem Genre der Streetfotografie zu zu rechnen. In allzu engen Grenzen gefasst verliert meiner Meinung nach jedes Thema der Fotografie ihren Reichtum, ihre Vielfalt.
Meine in diesem Blog ausgestellten Bilder sind nichtsdestotrotz weit von der Streetfotografie entfernt. Sie werden zwar zum Teil auf eine ähnliche Weise fotografiert, wie die Bilder in der Streetfotografie gemacht werden, doch vom Motiv sind sie gänzlich anders und auch anders gemeint.
Aber die Herangehensweise ist sehr ähnlich, die Vorüberlegungen drehen sich gleichwohl um die Orte, an denen man fotografieren wird. In der Fußgängerzone der Stadt haben die Menschen Zeit. Es gibt dort einige Motive, deren Aufnahme sicher erfragt werden könnte. Spontan und meist ungestellt als Schnappschuss können hingegen oft eine natürlich anmutende Fotografie ergeben. Für meine Zwecke eignen sich beispielsweise Ampeln oder Bushaltestellen deshalb besonders gut, weil die Menschen den Augenblick der Ruhe vielleicht unbewußter genießen und gerne ungekünstelt hin und her flanieren. Dabei kann ich manches Mal die Formen sehr gut erkunden, die die Figur des Menschen ausmacht. Um geeignete Bilder für die Weitergestaltung zu erhalten (hier ist der Betrachtungswinkel wichtig) ist die Beobachtung der Menschen von entscheidender Wichtigkeit, es kommt darauf an, den gefälligen Blickwinkel zu finden, der das Motiv in möglichst angenehmer Art und Weise belichtet und dabei die Linien und Proportionen möglichst wohlgefällig abbildet. In der Ruhe gelingt es meist besser, als in Bewegung, jedoch nicht immer. Wechselt der Mensch immer wieder von einem Bein auf das andere, kann ich sehr interessante Blickwinkel vernehmlich der Form des Hinterns auf dem Film festhalten, die nebeneinander betrachtet sehr schön verdeutlichen, in wie weit der Blick des Betrachters den richtigen Zeitpunkt erfassen kann, um der Form gewahr zu werden, oder ob er daneben liegt, und der vielleicht schöne Hintern gar nicht entdeckt, sondern einfach verkannt übersehen wird.
Wie eigentlich auf alle Körperregionen übertragbar, und sogar auf alles Betrachtete im Leben, zeigt nur der bewusst hinsehende Mensch im Moment manchmal die einzigartige Schönheit des Wesens. Vereinfacht gesagt kann es die Pflanze in Blüte sein, das Tierbaby in Lauerstellung, der Mensch mit lächelndem oder auch bedachtem Gesichtsausdruck oder die Sonne nahe dem Meeresspiegel in alle Rotorangetöne des Farbkreises gehüllt. Jeder Mensch empfindet auch dabei anders, doch auch dabei finden sich die Vorlieben aller Betrachter in ihren Kreisen gerne wieder zum Austausch der Ideen.
Gehe ich also in die Stadt mit der Idee, Menschen mit einer nach meiner Vorstellung schönen Figur zu fotografieren, so ist dies eine der vielfachen Themenmöglichkeiten, die wir Menschen für uns auserkoren haben. Spannend ist es schon deswegen immer, weil ich dabei nie weiß, welche Motive ich überhaupt bemerken werde, und welche es davon einigermaßen scharf auf meine CF-Speicherkarte schaffen werden.

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