Bei
einem Gang duch die Stadt sind die Gedanken üblicherweise nicht weit
weg von den Möglichkeiten, die sich in der Stadt bieten. Der Grund des
Besuches in der Stadt weist einem den Weg zum Ziel. Geht nun jemand in
die Stadt mit dem Ziel, sich der Streetfotografie zu widmen, so sehen
die kreisenden Gedanken ganz anders aus, als ginge es beispielsweise zu
einem Bummel.
Schon
zu Beginn kreisen die Gedanken um die Örtlichkeit, an die man sich
begeben möchte, der Ort, der einen Erfolg bietet, nämlich am Ende des
Tages mit einigen wenigen, gelungenen Fotografien nach Hause zu kommen.
Streetfotografie als Thema ist nicht so weit gefasst, wie allgemeinhin
angenommen wird. Szenen aus dem Alltag mit ungestellten Handlungen und
ebenso unvermittelt abgelichteten Personen beschreibt dies Genre am
ehesten. Alles Inszinierte kann nur dann, wenn es nahezu perfekt
choreographiert wurde, als ungestellt durchgehen - wenn es nicht schon
wieder zu perfekt ist. Aber es soll natürlich sein und so wirken. Bei
der Streetfotografie ist es natürlich von entscheidender Bedeutung,
Menschen mit auf die Aufnahme zu bringen, sonst wäre kein Leben im Sinne
von Alltäglichkeit in der Bildaussage wieder zu finden. Stillleben
könnte man das nicht beabsichtigte Ergebnos bestenfalls nennen oder eine
Architekturaufnahme von unverständlichem Aussagewert käme heraus,
würden die Menschen fehlen.
Menschen
in allen möglichen Lebenslagen erfüllen das Foto mit Leben, und
zeichnen ein Bild des Alltäglichen, wie es der Anspruch der
Streetfotografie vorzugeben meint. Ein Portrait hingegen ist in der
Regel kein Streetfoto, es ist schließlich ein Portrait. Doch gibt es
immer wieder vereinzelte Portraitfotografien, die sich eher als
Streetfoto zeigen lassen, als zu den Portraits gerechnet zu werden. Wenn
der fotografierte Mensch nicht gerade in die Kamera lächelt, sondern
behende seiner Tätigkeit nach geht, kann die Situation schon zwiespältig
sein. Eigentlich gibt es keinen ernsthaften Grund, die Szene nicht dem
Genre der Streetfotografie zu zu rechnen. In allzu engen Grenzen gefasst
verliert meiner Meinung nach jedes Thema der Fotografie ihren Reichtum,
ihre Vielfalt.
Meine
in diesem Blog ausgestellten Bilder sind nichtsdestotrotz weit von der
Streetfotografie entfernt. Sie werden zwar zum Teil auf eine ähnliche
Weise fotografiert, wie die Bilder in der Streetfotografie gemacht
werden, doch vom Motiv sind sie gänzlich anders und auch anders gemeint.
Aber
die Herangehensweise ist sehr ähnlich, die Vorüberlegungen drehen sich
gleichwohl um die Orte, an denen man fotografieren wird. In der
Fußgängerzone der Stadt haben die Menschen Zeit. Es gibt dort einige
Motive, deren Aufnahme sicher erfragt werden könnte. Spontan und meist
ungestellt als Schnappschuss können hingegen oft eine natürlich
anmutende Fotografie ergeben. Für meine Zwecke eignen sich
beispielsweise Ampeln oder Bushaltestellen deshalb besonders gut, weil
die Menschen den Augenblick der Ruhe vielleicht unbewußter genießen und
gerne ungekünstelt hin und her flanieren. Dabei kann ich manches Mal die
Formen sehr gut erkunden, die die Figur des Menschen ausmacht. Um
geeignete Bilder für die Weitergestaltung zu erhalten (hier ist der
Betrachtungswinkel wichtig) ist die Beobachtung der Menschen von
entscheidender Wichtigkeit, es kommt darauf an, den gefälligen
Blickwinkel zu finden, der das Motiv in möglichst angenehmer Art und
Weise belichtet und dabei die Linien und Proportionen möglichst
wohlgefällig abbildet. In der Ruhe gelingt es meist besser, als in
Bewegung, jedoch nicht immer. Wechselt der Mensch immer wieder von einem
Bein auf das andere, kann ich sehr interessante Blickwinkel vernehmlich
der Form des Hinterns auf dem Film festhalten, die nebeneinander
betrachtet sehr schön verdeutlichen, in wie weit der Blick des
Betrachters den richtigen Zeitpunkt erfassen kann, um der Form gewahr zu
werden, oder ob er daneben liegt, und der vielleicht schöne Hintern gar
nicht entdeckt, sondern einfach verkannt übersehen wird.
Wie
eigentlich auf alle Körperregionen übertragbar, und sogar auf alles
Betrachtete im Leben, zeigt nur der bewusst hinsehende Mensch im Moment
manchmal die einzigartige Schönheit des Wesens. Vereinfacht gesagt kann
es die Pflanze in Blüte sein, das Tierbaby in Lauerstellung, der Mensch
mit lächelndem oder auch bedachtem Gesichtsausdruck oder die Sonne nahe
dem Meeresspiegel in alle Rotorangetöne des Farbkreises gehüllt. Jeder
Mensch empfindet auch dabei anders, doch auch dabei finden sich die
Vorlieben aller Betrachter in ihren Kreisen gerne wieder zum Austausch
der Ideen.
Gehe
ich also in die Stadt mit der Idee, Menschen mit einer nach meiner
Vorstellung schönen Figur zu fotografieren, so ist dies eine der
vielfachen Themenmöglichkeiten, die wir Menschen für uns auserkoren
haben. Spannend ist es schon deswegen immer, weil ich dabei nie weiß,
welche Motive ich überhaupt bemerken werde, und welche es davon
einigermaßen scharf auf meine CF-Speicherkarte schaffen werden.
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