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mit der Kamera unterwegs. In einem Straßencafe auf einem Hocker
sitzend, die Hände leicht unterkühlt durch den Winterwind in Kombination
mit der auslösebereiten Kamera, nun wärmend an der Tasse mit heißem,
weißen Kakao sehe ich den vorbei huschenden Gestalten zu. Ich bin in
dieser Stadt, weil ich bis zu einem Termin noch 2 Stunden Zeit habe.
Meine Kamera habe ich bewusst dabei, relativ lichtstarkes Objektiv, nur
das 24-70er. Sonst ist öfters das 50er mit 1.4 dabei. Ich meine, für die
Streetfotografie eine geeignete Linse. Im Cafe stehen die Menschen im
vorderen Bereich an einer Theke, kaufen Brot und Kuchen, sehen sich
hektisch um, kramen nach ihrem Portmonee in ihrer Jacke oder Handtasche.
Ich sehe ihnen dabei zu, stelle mir die eine oder andere Frage, was in
ihnen wohl vorgeht. Selten nimmt einer die Umgebung wahr, konzentrieren
sie sich doch auf die Auslagen des Konditors. Manchmal kann ich einem
Menschen für einen Augenblick länger in die Augen blicken, wenn er
meiner als Gast gewahr wird.
Wohlig warm durch den eigentlich viel zu süßen Kakao schlendre ich
durch die Stadt, sehe immer wieder Szenen des Alltäglichen, die einer
Aufnahme kaum Wert wären. Nur manchmal meine ich etwas Besonderes zu
bemerken, dazu nehme ich die Kamera hoch, halte sie erst zeigend empor,
und manchmal kommt ein einladendes Lächeln zur Antwort, worauf ich die
Situation festhalten kann. Viele der Fotos schlummern als RAW-Datei auf
einer definierten Festplattenregion, wo sie ganz vielleicht irgendwann
wieder entdeckt werden.
Bei den Fotos der wohlgeformten Hintern ist es ganz ähnlich. Immer
dann, wenn mir einer auffällt, ich die Kamera dabei habe, fotografiere
ich die Figur ehr beiläufig, wenn es die Situation ergibt. Wie schon
erwähnt ist der Aufnahmewinkel von entscheidender Bedeutung, leider
ergibt sich des Öfteren keine geeignete Perspektive, sodass es lediglich
beim Blick bleibt. Wenn es die Zeit ergibt, und ich eine gewisse
Zustimmung zur Zusammenarbeit erkennen kann, frage ich nach einem Bild.
Während des Schlenderns in der Gelassenheit der übrigen Zeit lässt sich
doch sehr gut die Umgebung selbst in kleinsten Teilen beachten. Liegt
eine Herausforderung bei der Streetfotografie doch in der Darstellung
alltäglicher, nicht jedoch alltäglich wahrgenommener Momente. "Zu sehen"
ist die Königsdisziplin der Fotografie in all seinen Themenbereichen.
Dabei ist besonders spannend zu erkennen, dass jeder Mensch durch seine
Augen verschieden wahrnimmt, wodurch eine wunderbare Vielfalt von
Aufnahmen zu bewundern ist. Auch zu lernen ist durch schiere Betrachtung
der Bilder in den Netzwerken eine vielversprechende Möglichkeit. Seine
Bildidee umsetzen mit den Eindrücken der meisterlichen Fotos weniger
Fotokünstler ist eine schöne Versuchung.
Posierende Menschen in alltäglicher Verflechtung stellen für mich eine
lohnenswerte Aufgabe der Fotografie dar. Selbst eine verbotenerweise
Tauben fütternde ältere Dame mit einem futterneidisch blickendem Terrier
kann eine gelungene Aufnahme darstellen. Wie gesagt, die Motive sind so
weitläufig wie die Menschen vielfältig, es wäre interessant sich für
bestimmte Sessions zu finden.
An einem Brunnen aufgehalten durch die lauten,wilden Kinderrufe
erinnere ich mich an die Tage meiner Jugend, wie wir drei von vier
Löchern des Tübinger Brunnens zugehalten hatten, um mit dem Vierten doch
den ein oder anderen nicht so grimmig schauenden Passanten zu benetzen.
Was blieb ist eine Narbe am Schienbein entstanden duch das Abrutschen
vom moosigen Rand des Brunnensteines bei gleichzeitigem Halten der
Position im Liegestütz, denn ich wollte ja nicht hinein fallen. Tat ich
auch nicht.
Ich
fotografierte die jungen Menschen am Brunnen, sie lachten darüber und
mich freundlich an. Schöne Bilder, jedoch ohne Release nicht zu
veröffentlichen.
An diesem Tag ein Foto einer tollen Figur, eines Menschen wartend auf die Zeit. (siehe oben)
An diesem Tag ein Foto einer tollen Figur, eines Menschen wartend auf die Zeit. (siehe oben)
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