Syssiphus lässt grüßen
Die
Schönheit lässt mich mal wieder zum Stifte greifen. Ja Stifte, denn
einen Teil der Texte kann ich mit meinem "Pen" ins "Note" eingeben. Geht
ganz gut. Doch zum Eigentlichen: Schönheit war in meinen letzten
Schriften ein wesentliches Thema. Über den Inhalt der Bücher, die ich
darüber gelesen habe und lese, habe ich mit einigen Menschen eine rege
Disskussion beginnen können. Deren Verlauf möchte ich hier gerne in
Teilen wiedergeben. Der Sinn und Zweck dahinter liegt in meinem
grundsätzlichen "Hinterfangen", die ehrenwerte Gesellschaft heimlich
immer wieder in Frage zu stellen und Unruhe in Form von Gedankenspielen
zu stiften. Der gesellschaftskritische Leser mag also gespannt
weiterlesen, der interessierte Leser kann sich aufrütteln lassen.
"Schönheit
ist relativ". Sagt wer? "Man"! (mit einem "m") Die Gesellschaft ist
"man". Also wir alle? NEIN! Dazu komme ich gleich. Welche Kräfte sind es
denn, die feststellen, dass Schönheit relativ ist? Du? Ich? Die Medien?
Die Trendsetter der Zeitschriften und Magazine, die Anbieter der
Konsumgüter oder die Kunden der Werbeargenturen, die sich nur nach ihrer
Zielgruppe, also uns, richten. Spielen die (nicht mehr ganz so) neuen
Medien eine Rolle bei der Festlegung des Schönheitsmaßstabes?
Über
den Einfluss der Bilderflut von manipulierten Fotos in allen Medien
habe ich schon vorher spekuliert, wie diese uns selber manipulieren
ebenfalls. Worum geht es also jetzt? Ich stelle die Frage nach den
Trendsettern! Wer genau diktiert zum Beispiel, dass nahe der Magersucht
stehende, knapp über 14 Jahre alte Modelle das Ideal der Schönheit
verkörpern? Was erzeugt ein Gesicht mit deutlichem Kindchenschema im
Betrachter, bei der nach jugendlich-schlanker Schönheit suchenden Masse
der visuellen Wesen? Bei Männern als Zielgruppe leuchtet es vielleicht
jedem ein. Männer sehen gerne "schöne" kompatible Wesen vor sich, um dem
Sinn der Menschheit Rechnung zu tragen, nämlich deren Erhaltung mit
möglichst idealem Erbgut fortzuführen. So trivial mag es einerseits
sein, doch ich frage andererseits, warum es temporal (im Laufe der
Menschheitsgeschichte), regional (gebietsbezogen) und ethnisch (je nach
Glaubensauslegung) bei den vielen Vorlieben der Menschen mal in die eine
Richtung (schlank) und mal in die andere Richtung (füllig) schwenkt.
Kann es nur eine Modeerscheinung sein? Ist gerade schlank in, und
wechselt das, sobald wir uns daran satt gesehen haben? Dazu ist es für
mich wichtig zu beleuchten, wie die Entwicklung und Veränderung in der
Vergangenheit von statten ging. Um es vorweg zu nehmen, es könnte in der
Tat eine Modeerscheinung sein.
Beginnen
werde ich mit der Darstellung und Veränderung des Ideals in den Epochen
der letzten Jahrhunderte. Ich orientiere mich anhand der bildenden
Kunst und der niedergeschriebenen Erkenntnisse verschiedener Autoren.
Der Tenor dieser Betrachtung widmet sich erneut dem weiblichen
Geschlecht. Die Gründe dafür habe ich im Vorfeld schon hinreichend
benannt.
Welche
Epochen haben mir auf meiner Reise besonders viele Beispiele für die
Beschreibung eines Ideals beschert? Auf das (1.) Altertum konnte ich
hier schon eingehen. Dort beginnend folge ich den Epochen mit
bedeutenden Malern, von denen ich eine Darstellung des Körpers fand.
313 frühchristliche Kunst
450 750 Merowingische Zeit Beginn der Buchmalerei
750 950 Karolinger Sakramentar Karls des Kahlen
950 1050 Ottonik Fresken der Kirche St. Georg in Oberzell (Reichenau)
1050 1200 Romanik Gemälde an Kirchenwänden und Plastiken an
Kirchenfassaden
1140 - 1200 Frühgotik Glas- und Altarmalerei
1200 - 1300 Hochgotik
1300 - 1400 Gotik, beginnender Naturalismus, Siennensischer Einfluss
( Giotto - Das letzte Gericht)
1400 - 1500 Realismus Spätgotik Bürgertum
1400 - 1510 Frührenaissance
- Leonardo da Vinci - Kniende Leda (1505-1507)
1500 - 1530 Hochrenaissance
- Raffael - Galatea (1512)
1530 - 1550 Manierismus
1520 - 1600 Spätrenaissance
- Michelangelo (Buonarroti) - Leda (1530)
- Tintoretto - musizierende Frauen (1550-1582)
1580 - 1630 Frühbarock
1630 - 1730 Barock Klassizissmus
1680 - 1720 Barock
1730 - 1780 Rokkoko
1730 - 1820 Spätbarock
1770 - 1850 Romantik (C.D.Friedrich, W.Turner)
1830 - 1880 Realismus (Max Liebermann)
1850 - 1900 Impressionismus (Monet Kandinski Nolde)
- Jules LeFebvre - Jeune peintre des masque Grec, (1865)
1890 - 1910 Jugendstil Pointilismus (Klimt Seurat Van Gogh)
- Georges Seurat - Les Poseuses (1888)
1907 - 1915 Kubismus (Picasso Braque)
1900 - 1930 Expressionismus (Van Goch Gogin Nolde)
1922 - 1930 Surrealismus (Dali Magritte)
1920 - 1940 Art Deco
1920 - 1970 Moderne (Warhol Lichtenstein Hundertwasser)
1950 - 2000 Postmoderne
1990 - 2013 Gegenwart
Anhand
der Malereien lässt sich eine Tendenz der jeweiligen Zeit ablesen. Ich
habe diese Bilder stellvertretend für mehrere Bilder der Epoche
ausgewählt, es lassen sich viele Hundert mehr Bilder finden, die sich
als Zeitzeugnis für die Richtung, das Verständnis von Schönheit
heranziehen lassen. Über die Körperform könnte man folgende Entwicklung
in einem Diagramm darstellen:
Wie es weiter geht, das werden unsere Kinder gestalten. Klären wir sie auf!
PS. Alle Bilder von Gemälden sind gemeinfrei!
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