Sonntag, 21. Dezember 2014

Fortsetzung der Schönheiten (54)

horiz jeans hintern  Mies Vandenbergh Fotografie
Mies-Vandenbergh-Fotografie
Fortsetzung der Schönheiten    ♡
   In der öffentlichen Diskussion um das Thema Schönheit, welches sich direkt in Verbindung zu seinen Hauptkriterien "glatte Haut" und " Schlankheit" manifestiert, finden sich immer wieder die gleichen Begründungen, mit denen der Versuch einer Rechtfertigung für das Streben der Menschen nach ihr dargelegt werden.
   Die Menschen sehen die Gesellschaft in der Verantwortung, Abhilfe dafür zu schaffen, dass alles nur noch nach Schönheit strebt,  den Jüngern der Schönheitsindustrie, ihrer Leid (enschaft) einen Fluchtweg zu offenbaren.
   Wo liegt, so frage ich, die Ursache des Schönheitskultes, besonders bei der Frau, aber auch zunehmend beim Mann. Wenn die Befragten von den eigenen Gründen für ihre Wünsche nach besserem Aussehen sprechen, so kommt sehr häufig die Gesellschaft zur Sprache, in der das Streben nach Schönheit immer und überall gelebt und vorgelebt wird. Sie glauben, mit einem höherem Maße an Schönheit mehr Einfluss,  Macht, Beliebtheit und Anerkennung zu gewinnen.
   Ihnen wird, so der Tenor, diese Prämisse für Erfolg in allen gesellschaftlichen Beziehungen vorgelebt, alle Welt spricht über die Schönheit der Frau, die so schlank für ihr Alter ist. Mit enormer Bewunderung wird dies ebenso betont, wie eine Höchstleistung eines Spitzensportlers. Ob das Gespräch mit der Nachbarin oder beim abendlichen Treffen im VHS-Kurs, wie beim Abendessen mit Freunden kommt immer das gleiche Kompliment über die Lippen des Gesprächspartners der Frau:"Du siehst ja gut aus!" Immer wieder sieht man Talkshows mit dem Thema "Gewichtsproblem" der westlichen Menschenkinder, deren Gewicht dank Überangebot und ständiger Verfügbarkeit maßlos überzuckerter Brausegetränke und Fertiggerichte in Schnellrestaurants ins adipöse zu rutschen droht. Unter dem Deckmantel der Gesundheitssvorsorge wird dem Schönheitswahnsinn dergestalt Rechnung getragen , als die einzig wahre Vorbeugung zur Gesundheit das Abnehmen gepredigt wird. Schlank = gesund = SCHÖN!
   Wie dem auch sei, bei der Beleuchtung der Ist-Situation habe ich noch nicht die Frage nach der Ursache all dessen  beantwortet. Wo wird dieses Verständnis geboren, wo werden alle Menschen der Gesellschaft  mit dieser Lebensweisheit des "Hübschseins" zum ersten Male konfrontiert?  Wahrscheinlich findet dies sehr früh bei uns allen in der Kindheit statt. Von klein an werden die Kinder sehr unterschiedlich an das Thema Aussehen herangeführt. Immer noch, wie vor über 100 Jahren, wird dem Mädchen wiederholt ein Kompliment über sein Aussehen gemacht, die Niedlichkeit des Gesichts und der Augen, wie dem Anmut der Bewegungen in dem neuen weißen Kleidchen. Der Junge hört diese Bekundungen, wenn überhaupt,  sehr viel weniger. Bei ihm sind es die Stärke und das Wissen, die Schnelligkeit und die Geschicklichkeit des Buben, mit der er den Parcours fürs Fahrrad durchfuhr.
   Liegt darin die erste Ursache für unser Dilemma, in dem wir uns befinden? Setzen wir uns mit dem Thema Aussehen so auseinander, weil es uns derart mit auf den Lebensweg gegeben wurde? Immer wieder werden die gleichen Verhaltensweisen vorgelebt, werden den Kindern von jeder neuen Generation Eltern das selbe, fundamentale Verständnis weitergegeben, das schon sie  selbst erfahren haben. Wie prägend diese Kindheitserfahrungen sein können, haben schon viele Wissenschaftler evaluiert. Zumal es nicht nur die Eltern des Kindes hervorrufen, vielmehr ist es eine ganze Armada von Bezugspersonen, die ihrerseits unter den gleichen Vorzeichen groß wurden. Die Tante, der Onkel, die Kindergärtnerin, der Lehrer, die Oma, sie alle in vielfacher Ausführung leben es vor. Wann lernen junge Menschen am besten und meisten? Nicht durch vorsagen oder beibringen, sondern durch vorleben. Folglich findet hier eine sehr starke Prägung statt. Und es kann durchaus eine Begründung für dieses Verständnis von Schönheit sein.
   Wenn ich von der daraus folgenden Voraussetzung ausgehend die gesellschaftlichen Beziehungen zwischen den Menschen sehe, und der untereinander verflochtenen sozialen Abhängigkeit Rechnung trage, so entsteht zwangsläufig dieser allgemeine Konsens über ein Ideal von Schönheit. Wir können vermeintlich gar nicht anders. Würden  wir uns mit dieser Materie  auseinander setzen, so kämen wir vermutlich auf ein neues Verständnis.  Doch es gibt im Leben sicher andere, entscheidend wichtigere Dinge,  so würden die meisten Menschen behaupten.  Sieht man aber, wie viel Lebensenergie wir alle in die Gestaltung und Verbesserung unserer Optik fließen lassen,  so ist dies zu überdenken, meine ich. Hier wäre vermutlich wieder einmal die Erziehung der jungen Menschen zu bereichern, vielleicht dahin gehend,  dass ein Schulfach Ethik in Verbindung mit dem Thema Gemeinschaft und miteinander leben einen richtigen Ansatz darstellt.
   In diesem Moment komme ich schon in die Nähe meines Blogs Gemeinheiten, in dem ich mich, unter anderem, mit gesellschaftlichen Veränderungen beschäftige, in dem ich mich dagegen ausspreche, dass sich alles in unserer Gesellschaft nur um monetäre Reize dreht.
   Aufklärung ist in meinen Augen noch immer der beste Weg, um eine differenzierte Betrachtung zu ermöglichen. Würde denn die Erkenntnis zu einer veränderten Umgang mit dem Thema Schönheit zur Folge haben? Wenn wir alle von den Zusammenhängen Kenntnis hätten, die uns so zu einer immer größeren Schönheit verleiten, würden wir dann etwas gelassener damit umgehen? Führte diese Gelassenheit dann nicht auch zunehmend zu einer Verminderung der allgemeinen Leistungsbereitschaft? Wenn ich nicht mehr nach Schönheit strebe, wonach strebe ich dann? Diese Frage könnte sich jeder einmal stellen, der sich sehr um sein Äußeres bemüht. Bedeutet es, wenn plötzlich nur noch ungeschminkte Menschen durch die Städte laufen, es auch nur noch unförmig aufgedunsene, ungepflegte, unsaubere Personen sind, die das Bild unserer Landschaften prägen? Oder reduziert sich danach der Aufwand um visuelle Begehrlichkeiten auf ein gesundes Maß an körperlicher Fitness?  Ich sehe, wie schon immer gesagt, gerne in meonen Augen schöne Menschen an. Allein die Tatsache,  was jeder Mensch als schön erachtet sollte vielleicht individueller geprägt sein.
   Ein Ausflug in das Thema Evulotion soll einer der nächsten Beiträge gewidmet sein. Warum das Schlanksein evolutionsbiologisch "richtig" sein könnte.

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