Fortsetzung der Schönheiten ♡
In der öffentlichen Diskussion um das Thema Schönheit, welches sich
direkt in Verbindung zu seinen Hauptkriterien "glatte Haut" und "
Schlankheit" manifestiert, finden sich immer wieder die gleichen
Begründungen, mit denen der Versuch einer Rechtfertigung für das Streben
der Menschen nach ihr dargelegt werden.
Die Menschen sehen die Gesellschaft in der Verantwortung, Abhilfe dafür
zu schaffen, dass alles nur noch nach Schönheit strebt, den Jüngern
der Schönheitsindustrie, ihrer Leid (enschaft) einen Fluchtweg zu
offenbaren.
Wo liegt, so frage ich, die Ursache des Schönheitskultes, besonders bei
der Frau, aber auch zunehmend beim Mann. Wenn die Befragten von den
eigenen Gründen für ihre Wünsche nach besserem Aussehen sprechen, so
kommt sehr häufig die Gesellschaft zur Sprache, in der das Streben nach
Schönheit immer und überall gelebt und vorgelebt wird. Sie glauben, mit
einem höherem Maße an Schönheit mehr Einfluss, Macht, Beliebtheit und
Anerkennung zu gewinnen.
Ihnen wird, so der Tenor, diese Prämisse für Erfolg in allen
gesellschaftlichen Beziehungen vorgelebt, alle Welt spricht über die
Schönheit der Frau, die so schlank für ihr Alter ist. Mit enormer
Bewunderung wird dies ebenso betont, wie eine Höchstleistung eines
Spitzensportlers. Ob das Gespräch mit der Nachbarin oder beim
abendlichen Treffen im VHS-Kurs, wie beim Abendessen mit Freunden kommt
immer das gleiche Kompliment über die Lippen des Gesprächspartners der
Frau:"Du siehst ja gut aus!" Immer wieder sieht man Talkshows mit dem
Thema "Gewichtsproblem" der westlichen Menschenkinder, deren Gewicht
dank Überangebot und ständiger Verfügbarkeit maßlos überzuckerter
Brausegetränke und Fertiggerichte in Schnellrestaurants ins adipöse zu
rutschen droht. Unter dem Deckmantel der Gesundheitssvorsorge wird dem
Schönheitswahnsinn dergestalt Rechnung getragen , als die einzig wahre
Vorbeugung zur Gesundheit das Abnehmen gepredigt wird. Schlank = gesund =
SCHÖN!
Wie dem auch sei, bei der Beleuchtung der Ist-Situation habe ich noch
nicht die Frage nach der Ursache all dessen beantwortet. Wo wird dieses
Verständnis geboren, wo werden alle Menschen der Gesellschaft mit
dieser Lebensweisheit des "Hübschseins" zum ersten Male konfrontiert?
Wahrscheinlich findet dies sehr früh bei uns allen in der Kindheit
statt. Von klein an werden die Kinder sehr unterschiedlich an das Thema
Aussehen herangeführt. Immer noch, wie vor über 100 Jahren, wird dem
Mädchen wiederholt ein Kompliment über sein Aussehen gemacht, die
Niedlichkeit des Gesichts und der Augen, wie dem Anmut der Bewegungen in
dem neuen weißen Kleidchen. Der Junge hört diese Bekundungen, wenn
überhaupt, sehr viel weniger. Bei ihm sind es die Stärke und das
Wissen, die Schnelligkeit und die Geschicklichkeit des Buben, mit der er
den Parcours fürs Fahrrad durchfuhr.
Liegt darin die erste Ursache für unser Dilemma, in dem wir uns
befinden? Setzen wir uns mit dem Thema Aussehen so auseinander, weil es
uns derart mit auf den Lebensweg gegeben wurde? Immer wieder werden die
gleichen Verhaltensweisen vorgelebt, werden den Kindern von jeder neuen
Generation Eltern das selbe, fundamentale Verständnis weitergegeben, das
schon sie selbst erfahren haben. Wie prägend diese
Kindheitserfahrungen sein können, haben schon viele Wissenschaftler
evaluiert. Zumal es nicht nur die Eltern des Kindes hervorrufen,
vielmehr ist es eine ganze Armada von Bezugspersonen, die ihrerseits
unter den gleichen Vorzeichen groß wurden. Die Tante, der Onkel, die
Kindergärtnerin, der Lehrer, die Oma, sie alle in vielfacher Ausführung
leben es vor. Wann lernen junge Menschen am besten und meisten? Nicht
durch vorsagen oder beibringen, sondern durch vorleben. Folglich findet
hier eine sehr starke Prägung statt. Und es kann durchaus eine
Begründung für dieses Verständnis von Schönheit sein.
Wenn ich von der daraus folgenden Voraussetzung ausgehend die
gesellschaftlichen Beziehungen zwischen den Menschen sehe, und der
untereinander verflochtenen sozialen Abhängigkeit Rechnung trage, so
entsteht zwangsläufig dieser allgemeine Konsens über ein Ideal von
Schönheit. Wir können vermeintlich gar nicht anders. Würden wir uns mit
dieser Materie auseinander setzen, so kämen wir vermutlich auf ein
neues Verständnis. Doch es gibt im Leben sicher andere, entscheidend
wichtigere Dinge, so würden die meisten Menschen behaupten. Sieht man
aber, wie viel Lebensenergie wir alle in die Gestaltung und Verbesserung
unserer Optik fließen lassen, so ist dies zu überdenken, meine ich.
Hier wäre vermutlich wieder einmal die Erziehung der jungen Menschen zu
bereichern, vielleicht dahin gehend, dass ein Schulfach Ethik in
Verbindung mit dem Thema Gemeinschaft und miteinander leben einen
richtigen Ansatz darstellt.
In diesem Moment komme ich schon in die Nähe meines Blogs Gemeinheiten,
in dem ich mich, unter anderem, mit gesellschaftlichen Veränderungen
beschäftige, in dem ich mich dagegen ausspreche, dass sich alles in
unserer Gesellschaft nur um monetäre Reize dreht.
Aufklärung ist in meinen Augen noch immer der beste Weg, um eine
differenzierte Betrachtung zu ermöglichen. Würde denn die Erkenntnis zu
einer veränderten Umgang mit dem Thema Schönheit zur Folge haben? Wenn
wir alle von den Zusammenhängen Kenntnis hätten, die uns so zu einer
immer größeren Schönheit verleiten, würden wir dann etwas gelassener
damit umgehen? Führte diese Gelassenheit dann nicht auch zunehmend zu
einer Verminderung der allgemeinen Leistungsbereitschaft? Wenn ich nicht
mehr nach Schönheit strebe, wonach strebe ich dann? Diese Frage könnte
sich jeder einmal stellen, der sich sehr um sein Äußeres bemüht.
Bedeutet es, wenn plötzlich nur noch ungeschminkte Menschen durch die
Städte laufen, es auch nur noch unförmig aufgedunsene, ungepflegte,
unsaubere Personen sind, die das Bild unserer Landschaften prägen? Oder
reduziert sich danach der Aufwand um visuelle Begehrlichkeiten auf ein
gesundes Maß an körperlicher Fitness? Ich sehe, wie schon immer gesagt,
gerne in meonen Augen schöne Menschen an. Allein die Tatsache, was
jeder Mensch als schön erachtet sollte vielleicht individueller geprägt
sein.
Ein Ausflug in das Thema Evulotion soll einer der nächsten Beiträge
gewidmet sein. Warum das Schlanksein evolutionsbiologisch "richtig" sein
könnte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wie im richtigen Leben - immer höflich und freundlich bleiben