Im James Bond Film "Goldfinger" ist die mit Gold überzogene, auf dem Bett drapierte Schauspielerin Shirley Eaton
zu sehen, deren Körper nackt zu sein scheint, in der Einstellung der
Kamera eigentlich als nackt erkennbar, jedoch in allen folgenden vier
Kameraeinstellungen mit verdecktem Hintern. In der ersten Einstellung
wird in der Ganzkörperansicht der Popo durch ein Kissen verdeckt. In den
weiteren Einstellungen wird der Bildausschnitt so gewählt, dass nur der
Rücken oder die Beine ausschließlich zu sehen sind. Der Film ist von
1964, zu dieser Zeit konnte man demnach noch nicht ohne Weiteres einen
Hintern zeigen, und sei es nur in der Profilansicht. In anderen Filmen
war es ähnlich, wenn auch in Flippers neuen Abenteuern schon Menschen in
Badebekleidung gezeigt wurden, wie in o.g. Bond Film auch.
Die
Mode hatte in den 1960er Jahren ebenso großen Einfluss auf die
Körperlichkeiten. Neben Prêt-à-porter brachten diese Jahre auch das
erste Supermodel hervor: Twiggy.
Leslie Hornby erlangte ihren Spitznamen Twiggy auf Grund ihres schmalen
Äußeren. Die junge Twiggy mit blondiertem Bubikopf und fast androgynem
Körper beeinflusste die 60er Jahre Mode mit transparentem Look. Es war
schick wenig Busen zu haben und den dann in durchsichtigen Blusen
durchschimmern zu lassen.
Die damaligen Schönheitsideale wie Sophia Loreen(Bild), Liz Taylor(Bild), Gina Lollobrigida(Bild) oder Brigitte Bardot(Bild)
waren schlank und doch kurvig, sie trugen zur allgemeinen Steigerung
des Schönheitsbewußtsein in den 1960er Jahren bei. Die damals
etablierten Modezeitschriften wie Brigitte oder Petra sowie Cosmopolitan
boten Orientierung und Inspiration zugleich. Es ging aber noch weiter.
Diese "Ratgeber" brachten viele Diätvorschläge zu Tage, um das damals
entstandene Schönheitsideal der "Teuersten Bohnenstange der Welt", wie
Twiggy von den Kritikern betitelt wurde, zu profilieren. Der
zweifelhafte Erfolg hatte einen dreihundert-prozentigen Anstieg der
magersüchtigen Frauen und Mädchen in Deutschland zur Folge.
In
der Kunstszene der 60er Jahre begannen die Künstler, den Körper als
unmittelbares Arbeitsfeld zu entdecken, zunächst in der sogenannten
"body art" als Werk, in den siebziger Jahren dann als Material für das
Werk selbst.
Die 1960er Jahre
brachten aber auch den Bikini hervor und gegen Ende des Jahrzehnts kam
die sog. 68er Revolution, die einherging mit der Entfaltung der
sexuellen Freiheit, des Beginns der Niederschlagung der fremdbestimmten
Moralisierung und scheinheiligen Verteufelung alles Erotischen. Trotz
dieser Befreiung verirrte sich manche Bewegung in die Sackgasse der
Morallosigkeit wegen falsch verstandener Freizügigkeit. Die Zeit
bereinigte diese Wirren der Irrläufer jedoch. Die Menschen konnten
zunehmend die Freiheit des Körpers wahrnehmen, wenn auch noch immer
vereinzelte Auswüchse zu beobachten waren. Heutzutage sind die Folgen
der in den 1960er Jahren herniedergehenden Einflüsse der Eltern, Lehrer,
Kirchenbediensteten und der Obrigkeit auf die Jugendlichen zu spüren.
Nur noch vereinzelt findet man eine so strenge Moral nach dem Vorbild
der Vorsechziger-Jahre. Nicht, dass jemand auf den Gedanken kommt, ich
würde einen Verfall der Moral ausrufen, nein, ich beschreibe hier die
Entwicklung zur Kritikfähigkeit, die Verschiebung der Werte von der
ehemals aufoktruierten, scheinbar sittlichen Lebensweise des Bürgertums
hin zu eines selbstbestimmten, in der Gesellschaft verwurzelten,
mündigen, gemeinschaftlichen Verantwortungsbewusstsein.
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