Welches
veröffentlichte Foto ist heutzutage unbearbeitet? Keines, richtig! Was
zu analogen Zeiten noch die Dauer der einzelnen Tauchbäder des
Filmstreifens in mehr oder weniger säure- oder basehaltigen Chemikalien
und die Behandlung des belichteten Fotopapieres ausmachte oder was der
Fotograf mit der Wahl des Filmes und der Wahl der Din/ASA Zahl
beeinflussen konnte, das kann in den heutigen Zeiten jedes noch so
einfache Bildbearbeitungsprogramm leisten. Ob Fluch oder Segen, zu solch
einer pauschalen Fragestellung lässt sich bei ernsthafter Bewertung
kein eindeutiges Urteil abgeben. Da hier ein "Sowohl" wie "Alsauch"
zutreffend ist, möchte ich auf beides eingehen.
Was früher Maler wie Roger Dean oder Rodney Matthews
in ihren fast realistischen aber dennoch surrealistischen Bildern auf
eindrucksvolle Weise zu Papier brachten, das ist heute mit
zugegebenermaßen ausgezeichneten Kenntnissen der Software vielen
Menschen möglich. Als Beispiel eines wahren Künstlers auf dem Gebiet
möchte ich hier Uli Staiger.
nennen. Seine Fotocollagen erinnern mich etwas an die Gemälde von Dali
oder Magritte. Sicher eine ganz andere Art der Kunst, aber insofern im
gleichen Atemzug zu nennen, als das Produkt ihres Schaffens den Geist
und die Phantasie des Betrachters auf eine phantastische Reise mit
nimmt. Bei meinem Besuch des Dali-Museums in Figueres
im letzten Jahr habe ich es in geballter Form staunend erleben dürfen,
und ich habe für mich festgestellt, dass diese surrealistische
Darstellungsweise meine gewohnte Sichtweise der Dinge auf eine sehr
angenehme Weise in Frage gestellt hat. Durch die intensive
Auseinandersetzung mit seinen ausgetellten Werken kam ich zu der
Fragestellung, wie weit unsere Sicht auf die Alltäglichkeiten mit einer
mangelden Wahrnehmungsfähigkeit einhergeht. Blind geworden für die
Schönheiten des Lebens durch schreiende Bilderfluten an allen Ecken und
Wegen ist unser Geist vielleicht überfordert abgestumpft. Mit einer
stoischen Selbstverständlichkeit laufen wir im Tunnelblick durch unseren
Aufenthalt auf dieser Erde.
Für
uns Fotografiebegeisterte könnte die Auflösung dieses Dilemmas eine
ungeahnte Schaffenskraft bezüglich der Aussagekraft unserer Fotos
erwirken. Nicht die Bildbearbeitung, um den Bogen wieder zurück zu
führen, soll die Bildaussage erzeugen, finde ich, sondern der
Grundgedanke des Fotos ist entscheidend, und zwar im Moment der Aufnahme
des Motives.
Bei
weitem nicht so offensichtlich aber exzessiv findet die Bildbearbeitung
in der Werbeindustrie statt. Retouchieren ist dort, wie jeder weiß, der
Regelfall. Ob es sich um Food handelt oder um Menschen, es wird am
Rechner alles "ein wenig" verschönert. Ob diese Makellosigkeit einen
positiven Einfluss auf uns ausübt, daran habe ich ernsthafte Zweifel.
Ist im realen Leben um uns herum doch auch nicht alles so perfekt.
Auf der anderen Seite freue ich mich, wenn ich ein nicht ganz richtig belichtetes Bild am Rechner noch so bearbeiten kann, dass es wieder halbwegs richtig belichtet aussieht. Genauso freue ich mich, dass ich stürzende Linien korregieren kann und rote Augen nur noch eines Klicks bedürfen, um sie in glänzende braune Augen mit einem Spitzlicht darin für die Lebendigkeit zu verwandeln. Sollte es also eine gute Seite der Bildbearbeitung geben und eine schlechte? Und wer würde festlegen, wo die Grenze oder die Grauzone zwischen beiden läge?
Auf der anderen Seite freue ich mich, wenn ich ein nicht ganz richtig belichtetes Bild am Rechner noch so bearbeiten kann, dass es wieder halbwegs richtig belichtet aussieht. Genauso freue ich mich, dass ich stürzende Linien korregieren kann und rote Augen nur noch eines Klicks bedürfen, um sie in glänzende braune Augen mit einem Spitzlicht darin für die Lebendigkeit zu verwandeln. Sollte es also eine gute Seite der Bildbearbeitung geben und eine schlechte? Und wer würde festlegen, wo die Grenze oder die Grauzone zwischen beiden läge?
Der
gesunde Menschenverstand wird vermutlich landläufig zur Meinung
tendieren, dass ein wenig unauffällige Bearbeitung schon in Ordnung
wären. So zumindest die Antworten einiger zehn Befragten. Doch ich
selbst habe ernstliche Probleme bei der Umschreibung von "ein wenig".
Versteht jeder gleich viel unter "ein wenig"? Nein! Was spräche dagegen,
etwas mehr zu bearbeiten, wenn man nicht sowieso nur "out of the cam"
(unbearbeitet) gelten ließe. Kann ich nicht den Hintern etwas kleiner
machen, dafür den Busen etwas größer und die Nase gerader richten? Den
Apfel noch ein bischen roter und die Wiese etwas saftiger? Ist doch nur
ein Foto, oder?
Was
spräche dagegen? Der Wirklichkeit die Farben "wiedergeben", die der
Bearbeiter an seinem unkalibrierten Bildschirm als zuteffender
beurteilt. Warum nicht, wenn wir Menschen unser ganzes Leben lang der
Schönheit nachstreben. "Ach sieh mal, wie schön der/die/das
[Himmel/Sonnenuntergang/Vogel/Gesicht/Gebäude/Blume/Frau/Mann/Berg/…]
ist!" Entzückt von der Schönheit der "Dinge" blicken wir auf, freuen
uns, behalten es sogar für einen Moment länger im Gedächtnis, als das
Gewohnte, das Normale. Kehrt sich das doch erst wieder ab einem größeren
Ausschlag des Pendels zur Hässlichkeit um. Warum also nicht ein zwar
bearbeitetes aber dadurch auch "schöneres" Bild präsentieren? Was wäre,
wenn wir ein "nur" unbearbeitetes Foto dem gegenüberstellten?
Diese
Frage wird in jeder Sekunde von Millionen von Hobbyfotografen oder
Berufsfotografen mit einem "Nein" beantwortet. Es ist meist so, dass die
Wenigsten (mich inbegriffen) bei der Aufnahme die gestalterischen und
technischen Überlegungen VORHER durchdenken(können) und diese
anwenden(können), und zwar so, dass eine Bildbearbeitung unnötig oder
sogar kontraproduktiv wäre. Ausgenommen sind davon natürlich die o.g.
Künstler, deren Bilder ja erst durch die Bildbearbeitung entstanden.
Mein
Fazit ist, dass die reine Möglichkeiten der Manipulation schon deren
Einsatz am Bilde zum uneingeschränkten Standard macht. "Es gibt die
Programme, also verwende ich es! Somit gilt der Spruch: "Traue keiner
Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast!" adäquat für alle Fotos.
Wie gehen wir damit um? Wir leben im Zeitalter der Aufklärung, in dem
wir ob der unermesslichen Informationsflut immer unaufgeklärter werden
und nur durch einen geeigneten Filter der für uns relevanten Infos
habhaft werden können. Wissen wir also um die Möglichkeiten der
Bildmanipulation und sehen etwas genauer hin, so erkennen wir vielleicht
eher die Botschaft des Bildes im Rahmen unserer gemeinsamen
Wirklichkeit.
P.S. Hier noch eine unvollständige Liste der Tatwerkzeuge:
· Gimp kostenlos
· Photoshop 950,- €
· CaptureOnePro 229,-€
· Lightroom 135,- €
· UfRaw kostenlos
· CameraRaw in Photoshop
· Silky Pix 219,- €
· DXO Optics 299,- € / 149,- €
· ACDSeePro 40,- €
· CorelDraw 630,-€
· Raw Therapee kostenlos
· CaptureNX2 179,- €
· Aperture 3 70,- €
· Bibble Pro(CorelAfterShotPro) 90,- €
· Digital Photo Pro kostenlos
· HeliconFilter 63,- €
· Photoshop Elements 100,- €
· View NX2 kostenlos
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