Montag, 22. Juli 2013

Unschärfe oder "Der scharfe Hintern" (35)

Wie der Titel schon sagt, schreibe ich hier etwas über unscharfe Bilder. Ich meine damit Bilder, die in der 200% Auflösung des Monitores leichte Unschärfen aufweisen, und die die dazu in Relation gestellten Aufnahmen der alten Meister, die in Mannheim im Reiss-Engelhorn-Museum ( Die Geburtsstunde der Fotografie )zu bewundern waren.
Wie in vielen Büchern namhafter Fotografen nachzulesen ist, ist die Auflösung der (digitalen) Kamera nur ein zweit- oder drittrangiges Kriterium für die Herstellung einer aussagekräftigen und eindrucksvollen Aufnahme. Um das zu begreifen, habe ich trotz jahrelanger analoger Fotografie erst wieder viele digitale "Versuche" starten müssen. Meine Auseinandersetzung mit der Hardware hat mich viele Fachgespräche mit Berufsfotografen und ebenso viele Recherchen im Internet gekostet. Hin von der Vielfalt aller angebotenen Technik bis zum eigentlichen Zubehör war es ein weiter Weg.
flieda jean
Ich wollte Hintern in Jeans fotografieren. Das war ein Punkt unter vielen. Viel mehr noch unsere Familie, Bäume, Gärten, Landschaften und Portrait; auf den geliebten Städtetouren auch Architektur, dort aber ebenso Streetfotografie.
Dies war die Idee hinter meiner Planung. Bis ich verstand, was dahinter steckt, oder wie ich die Ausrüstung dafür zusammenbringen sollte, hat es viel mehr Praxiserfahrung gebraucht, als ich anfangs zugegeben hätte. Ich dachte, es kann gar nicht so schwer sein, eine passable Ausrüstung in geraumer Zeit zustande zu bringen, ich fotografierte doch schon so lang. Doch weit gefehlt. Nach der bisherigen Erfahrung hat sich für mich die Schärfeleistung der am Markt befindlichen Fotoapparate schnell relativiert. Denn die entscheidende Frage war am Ende für mich die allgemeingültig bekannte Hauptfrage: Was werde ich mit den Aufnahmen tun?
Ich kann sie sicher immer wieder bei einer 200% Vergrößerung an meinem 2550x1440 Monitor akribisch ansehen, dabei werde ich ebenso sicher viele Unschärfen, Moires oder chromatische Abberationen entdecken, doch ist das der Sinn und Zweck? Meiner ist es nicht.
Ich möchte einmal meine Bilder in einer Ausstellung präsentieren, und dazu sind vielleicht gerade noch folgende Überlegungen für meine Ansprüche an die Auflösung zu bedenken:
1. Wie groß soll das größte Format sein, in dem ich eine Aufnahme präsentiere? - DinA3 oder DinA2 oder größer?
2. In wie weit bin ich zu Ausschnittvergrößerungen gezwungen, um ein Bild als Gesamtkomposition auszustellen? 80%, 50% oder weniger?
3. Welche Körnung ist gerade noch akzeptabel, damit sich die Kanten meines Motives vom Hintergrund abheben?
4. Mit welcher Objektiv-Lichtstärke und welcher ASA-Einstellung kann ich fotografieren, ohne dass ein Motiv dem Bildrauschen zum Opfer fällt?
Diese Fragen bringen mich aber keineswegs zu der Nachfrage nach den Megapixeln einer Kamera, sondern zur Frage nach der Sensorgröße. Da ich kein Berufsfotograf bin, fällt Mittelformat wie z.B. PhaseOne oder Hasselblad für mich aufgrund des Anschaffungspreises aus.
Das nächstkleinere Sensorformat ist das Kleinbildformat. Das ist das für meine Zwecke mehr als ausreichende Format. Über die Marke der Kamera kann jeder eine eigene Entscheidung finden. Ich meine, dass schon 12MP für die DinA2 Vergrößerung ausreichend sind. Ich fotografiere momentan mit APS-C Format und hinunter bis MFT. Einen Ausdruck von DinA2 mit MFT habe ich noch nicht geplottet. Ich bin dennoch neugierig darauf.
wpid-fliedb-jean.jpg
Ist also die Frage nach dem Body entschieden, folgt die nächste Frage nach dem Objektiv.
Bei dieser Beantwortung bin ich schlussendlich zu der Erkenntnis gelangt, dass die Lichtstärke in der Streetfotografie viel mehr Spielraum bei der Bildgestaltumg bietet, wenn ich einige Reserven habe. Eine f 1:1,8 / f 1:1,7 oder gar f 1:1,4 bietet diese notwendigen Reserven bei abnehmendem Licht, was ich auf der Straße immer wieder erlebt habe. Von da her ist für mich in der Streetfotografie die f1:2.8 zur Grenzlichtstärke geworden. In den anderen Bereichen der Fotografie hat sich auch die f1:4,0er Lichtstärke bewährt, manchmal auch die f1:5,6er als größte Blende.
Die Brennweite ist hier für mich von zweitrangigem Belang, ich muß mich nur mehr bewegen oder ein Zoomobjektiv benutzen. Auch das mag jeder für sich selbst entscheiden. Ich selbst benutze gerne das 35er f1:1.8er für die APS-C (in KB 52,5mm) sowie das 20er f1:1,7 für MFT (in KB 40mm).
Da nun alle diese Fragen grob angeschnitten wurden, kann ich mich wieder der Beschreibung der Beziehung der Schärfe zum Bildinhalt widmen. Wie ich anfangs schon beschrieben habe, war mein Eindruck und meine Bewunderung der o.g. Ausstellung enorm. Die Bilder wurden in verschiedenen Größen ausgestellt, die Grundlagen waren sehr verschieden, es wurden unterschiedliche Negativgrößen benutzt und Vergrößerungen davon hergestellt, die in ihrer Einzigartigkeit für mich von besonderem Wert und außerordentlicher Lehrkraft waren und sind.
Ich habe für mich festgestellt, dass ein bestimmter Grad der Körnung, der in der Sprache der digitalen Fotografie "Rauschen" genannt wird, der Bildaussage bis zu einem gewissen Maße nicht entgegensteht. Diese Erkenntnis lege ich für meine Vorstellung von Schärfe zugrunde. Dadurch verschieben sich die Prioritäten besonders bei der Bildbetrachtung, denn es kommt mir auf die Gesamtaussage des Bildes an, und es geht in diesem Blog natürlich um die Fotos wohlgeformter Hintern. So kann ich mit einem leisen Schmunzeln über meine vielen vergeblichen Anstrengungen zur Findung der Kameraausrüstung mit der noch besseren Schärfeleistung und Abbildungsleistung sinnieren. Da es jedoch müßig wäre, meine Irrfahrten nachzuzeichnen, kann ich besser nur mein persönliches Fazit zur Schärfe stellen:
Ich habe es überbewertet. Es lassen sich mit einer 12MP APS-C Kamera beeindruckende Vergrößerungen herstellen, deren Bildaussage ohne Abstriche, also ausdrucksvoll zu kommunizieren ist. Es kommt für mich auf das Motiv und auf die Gesamtkomposition an. Stelle ich mir die Frage, was ich mit dem Bild sagen möchte, und sehe mir daraufhin das Bild an - und kann ich die Antwort, also meine Intention finden, so ist es für mich gelungen. Der Betrachter findet ohnehin seine eigene Interpretation der Bildaussage, wenn er sich die Zeit nehmen möchte, zu sehen.

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