Moralia
Unsere
Wertevorstellungen, insoweit es denn unsere reflektierten sind, wurden uns seit
frühester Kindheit aufoktroyiert. Da war Tante Else und Onkel Karl, Oma
Metternich und Opa Karl, unsere Eltern, die uns sagten, was richtig, was falsch
war. Tue dies nicht, tue das nicht, mache es so und nicht anders. Solange Du
Deine Füße unter meinen Tisch stellst,…! Danach kamen die Kindergärtnerinnen
dazu, wechselten zu den Lehrern, wobei zu dem Zeitpunkt der Oberstufe schon
Hopfen und Malz verloren zu sein schien. Auch das persönliche Umfeld aus
Mitschülern, Freunden und Freundinnen prägte uns, und vermittelte uns ein Bild
des Lebens, von dem wir annehmen mussten, das es sich so gehörte.
Die
Moral war da, eine Institution in unseren Köpfen, gehegt und gepflegt durch die
Normen der Gesellschaft, die uns am liebsten mit der Unterstützung der Kirche
zu funktionierenden Menschen formen wollten.
Doch irgendwann war es soweit! Wir konnten
lesen. Denken und fragen konnten wir schon immer. Aber das Lesen kam erst etwas
später. Entscheidend war aber der Zeitpunkt, der uns hinleitete über das zu
entscheiden, was wir lesen! Für mich und meinen Freundeskreis sollte es damals
in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren der Durchbruch sein. Wir stellten
in nächtelangen Gesprächen bei schier endlosen Kannen Tee die Frage nach Sinn
und Unsinn des Daseins, palaverten über Werte und Moralia, tauschten uns aus
über Menschen und Gefühle. Nach Literatur verschriener Werke und dem Lauschen
renitenter Barden sollten wir Vieles in Frage stellen! Nicht alles haben wir
über die Planke gehen lassen. Doch vieles wurde neu geordnet. Schon diese
Gedanken und Erlebnisse würden ein Buch füllen, jedoch hier möchte ich in
Anlehnung an mein eigentliches Thema einiges vermerken.
Ich habe mir damals vieles von unseren
Gedanken aufgeschrieben, diese Aufzeichnungen habe ich noch heute. Eine
Kernaussage ist die Infragestellung der Moral, die da beginnt mit der
Einleitung :"Man tut das nicht…". Sicher war uns bewusst, dass die
Menschen in einer Gemeinschaft leben. Daher sind Übereinkünfte unabdingbar.
Doch die Anzahl, sowie die Art und Weise der "Doktrin" sind in
unseren Augen mindestens überzogen. Keiner
von uns stellt sich außerhalb der Gesellschaft auf, identifizieren wir
uns doch über die Wechselbeziehungen zum Mitmenschen. Ein Blick über den
europäischen Tellerrand bestätigt schon die Divergenz der Moral in den
Gesellschaften.
(Wenn
nicht schon die auseinanderdriftenden Vorstellungen von Moral zum Nachbarhaus
eklatant sein können.)

Was ich ausdrücken möchte ist die
Aufforderung zur Wahrhaftigkeit, auch dann, wenn einige Reparaturen oder
Restaurierungsmaßnahmen vonnöten sind. Auf einem gesunden Fundament kann ein authentischer
Mensch entstehen. Und Freunde und Freundinnen können dabei helfen und natürlich
partizipieren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wie im richtigen Leben - immer höflich und freundlich bleiben