Alles, was mit dem menschlichen Auge zu sehen ist, könnten wir -rein theoretisch- auch fotografieren.
Warum wir es tun könnten, ist eine Frage, die ich gerne anderswo interpretieren und bearbeiten möchte. Warum wir es nicht tun, ist auch eine interessante Frage. Dass wir es nicht tun oder zeigen, ist eine Tatsache. Die Auswahl unseres vornehmlich fotografierten Motives ist eng mit der gesellschaftlichen Verknüpfung verbunden, in der wir (fest-) stecken.
Warum wir es tun könnten, ist eine Frage, die ich gerne anderswo interpretieren und bearbeiten möchte. Warum wir es nicht tun, ist auch eine interessante Frage. Dass wir es nicht tun oder zeigen, ist eine Tatsache. Die Auswahl unseres vornehmlich fotografierten Motives ist eng mit der gesellschaftlichen Verknüpfung verbunden, in der wir (fest-) stecken.
Hier in Deutschland ist es beispielsweise nicht ohne weiteres möglich, so interessante Streetfotografien wie von Bruce Gilden oder Sao Paulo Streetphotography
zu veröffentlichen, da das Thema rechtlich einerseits sehr eng,
andererseits aber zutiefst schwammig geregelt ist! Da liegt es scheinbar
näher, sich nur mit rechtlich einwandfreien Motiven auseinander zu
setzen. Auch darunter finden wir natürlich viele spannende Motive.
Interessant ist z.B. die Tierfotografie, wie es beispielsweise Jörg David in fantastischer Weise immer wieder beweist.
So viele Menschen es gibt, so viele Vorlieben für's Fotografieren und
mehr noch für's Ansehen der Bilder gibt es. Und genau da liegt der Kern
der Einzelbetrachtung. Im Sehenwollen und tatsächlichen Hinsehen durch
die Betrachter findet sich eine versteckte Motivation. Die erste Frage
dabei soll die nach dem Grund der Fotografie sein: Fotografieren wir, um
uns selbst an den Bildern zu erfreuen oder fotografieren wir, um die
Bilder zu präsentieren, um auch andere zu begeistern und zu faszinieren?
Das ist insofern relevant, als dass sich daran die Frage anschließt,
was wir mit einer Präsentation der Ergebnisse erreichen wollen. Dazu
jedoch gleich mehr. Fotografieren wir nur für uns selbst, und vielleicht
einen kleinen Kreis der Familie und Freunde, so liegt die Sache
ziemlich einfach. Die Resultate müssen (nur uns) gefallen. Wir sind die
einzigen Kritiker. Wir wachsen aus unserem eigenen Anspruch an die
Bilder. Oder eben nicht. Das nicht notwendige Feedback anderer verhilft
uns zu keinen anderen Ergebnissen, wir fotografieren ausschließlich
privat.
Gänzlich anders sieht die Sache bei der Idee aus, seine Fotografien
auszustellen. Spätestens hier wird die Frage nach dem Motiv absolut
relevant. Um es auf die Spitze zu treiben, stelle ich folgende
Überlegungen an: Was sollte einen Besucher meiner Ausstellung im
Filmsaal der Schule, in der Galerie oder einem Ausstellungsraum, wie
auch in den vielen möglichen Portalen im Internet dazu verleiten, in
Aktion zu treten, um meine Bilder anzusehen? Einige Klicks sind einfach,
aber eine Räumlichkeit aufzusuchen bedeutet schon einen größeren
Aufwand. Mit den "falschen" Motiven wird sich mein Erfolg in jeder
Hinsicht in engen Grenzen halten. Ob ein Besucher wieder mal auf meiner
Homepage oder meinem Fotoblog vorbeischauen wird, ist direkt abhängig
vom Motiv und seiner Perspektive. Die Qualität der Fotografien kann noch
so gut sein, wenn nicht das Motiv etwas Beliebtes darstellt oder die
Darstellung eine durchweg außergewöhnliche Betrachtungsweise definiert,
zeigt es sich erst, ob jemand eine Autofahrt in Kauf nimmt, um (m)eine
Ausstellung zu besuchen.
Ich gehe hier grundsätzlich mal davon aus, dass die technischen Belange der Fotoaufnahmen vorzeigbar sind.
Immer wieder stellt sich die Frage nach dem Motiv! Dazu kommt die
Verbindung mit dem Sinn und Zweck der Aufnahmen. Jedem Fotografen bietet
sich zu jedem Beginn, auf's Neue, wenn er oder sie nicht an einer Reihe
arbeitet, eine Chance auf Bilder eines anderen Genres. Innerhalb dieses
Genres findet sich wiederum eine große Anzahl differenzierter Motive.
Welche Überlegungen dabei für mich vorrangig zu beachten sind, das
möchte ich skizzieren. Nähme ich ein allseits beliebtes Thema, so wäre
mir zwar die Zuneigung und Aufmerksamkeit meiner Besucher zumindest dann
gewiss, wenn ich in der Lage bin, Bekanntes fotografisch neu oder
spannend ( neu gilt als spannend) zu definieren. Es existieren sonst
nämlich schon viele bis unendlich viele ähnliche Fotografien. Lichte ich
seltenere Motive ab, so findet mich vielleicht kaum einer, aber ich
könnte exklusive Aufnahmen fertigen. Nur für wen? Wer würde danach
suchen? Wer sich in die Ausstellung verlaufen?
Zum Glück ist durch die immens große Themenauswahl unserer Kreativität
keine (kaum eine) Grenze gesetzt. Zu Beginn habe ich auf unsere
gesellschaftlichen Zwänge angespielt, die uns beständig zur Konformität
führen wollen. Dazwischen finden wir aber auch einige Überschreitungen,
wenn wir nur frei genug im Geiste und emotional reif dafür sind.
Um es zu vergleichen, möchte ich die Frage stellen, welche
Fotoaufnahmen für den Leser interessanter wären: die Nahaufnahme zarter
Adern eines Rosenblattes in durchscheinendem Lichte oder die Nahaufnahme
berg-und talartiger Furchen eines abgeschnittenen Zehennagels in
durchscheinendem Lichte.
Noch Fragen? ;-)
Ich vermute mal, dass sich die Rosenblätter deutlich höherer
Besucherzahlen erfreuen würden. Man kann diese beiden Themen um viele
weitere ergänzen. In Jörg Davids oben erwähnten, hervorragendem
Tierfotografie-Blog hat er mir unlängst bestätigt, dass die
Besucherfrequenz während seines Intermezzos von der Vogel-Fotografie in
die Amphibien- und Reptilien-Fotografie nicht unerheblich abnahm, obwohl
die Qualität der Aufnahmen auf gewohnt höchstem Niveau lag. Vermutlich
stellen die Vögel ein deutlich populäreres Motiv dar und die Menschen
begeistern sich viel mehr für die vermeintlich „schöneren“ Vögel!
Die Frage dabei bleibt jedoch, ob ich etwas möglichst populäres und
beliebtes publizieren möchte, oder einem Thema Ausdruck geben will, dem
ich - in irgend einer Weise - verbunden bin. Möchte ich in einem
beliebten Thema fotografieren und dort in außergewöhnlichen Bahnen
Perspektiven und Besonderheiten finden und ausstellen, oder mich einem
ungewohnten oder gesellschaftlich nur heimlich beliebtem Thema widmen?
Das entscheidet jeder für sich selbst. Der Erfolg einer Publikation
hängt meiner Ansicht nach direkt vom gelebten, zugegebenen ehrlichen
Interesse der möglichen Betrachter ab. (Vergleiche Privatfernsehen
gegenüber arte ;-) , wo halten wir uns auf?)
Ich meine, die Entscheidung für oder gegen ein Motiv sollte immer auch
mit der eigenen Passion verbunden sein, denn was man mag, macht man im
allgemeinen besser. Ich meine, letztlich führt nur dieser Weg zur
eigenen Verwirklichung und zum Erfolg.
Und wie immer: Do it! Again and again. KLICK!
Hi Herr Vandenbergh,
AntwortenLöscheninteressante Gedanken, die sie da zum Motiv haben. Wenn ich die Wahl hätte würde ich den Zehennagel als größere Herausforderung annehmen :-) Rosenblätter gibt es viele aber Zehennägel auch! Eine entsprechende Zählung wäre mal ein gutes Thema für eine Doktorarbeit... auf meinem blog greife ich Bemerkenswertes aus dem Alltag auf, ungeachtet dessen, was der Mehrzahl gefallen könnte (Katzen, Blumen, Girls, Autos etc ..). Daher, danke für den Artikel und ein Hoch auf die Passion, ohne welche sowieso irgendwann alles belanglos wird.
VG lejeanbaba
Vielen lieben Dank für Ihren Kommentar, und ja, hoch lebe die Vielfalt (und lasst die Katzen bellen) ;-)
AntwortenLöschenJeder sollte den Mut besitzen das zu fotografieren, was ihm am Herzen liegt. LG