Teil 3 der Ähnlichkeiten zur Streetfotografie
Aufbrechen zum Fotografieren, nicht ein bestimmtes Ziel vor Augen, aber
eine Idee. Die Kamera im Gepäck, ein, zwei Wechselobjektive,
Ersatzakkus und Speicherkarten. Urbane Gegend, etwas dörflichen
Charakter ausstrahlend, Menschen wuseln beschäftigt wirkend über die
Gehsteige. Wenige, ordentlich gekleidete Personen stehen an einer
Haltestelle, sehen nachdenklich aus, haben scheinbar Zeit, einige
unterhalten sich, die Mehrheit tippt wild auf einem kleinen Bildschirm
herum. Eine junge Frau eilt hinter einem Kinderwagen her, blickt nervös
nach links und rechts, erst spät erkenne ich ein Handy an ihrem Ohr. Ein
Dreiergrüppchen Rentner steht an einer Einmündung, eine Dame um die
vermutlich 75 Jahre alt lamentiert wild gestikulierend in Richtung der
anderen Gesprächsteilnehmer. Sie ist sehr stark geschminkt. Das
interessante, mit tiefen Falten durchzogene Gesicht ist deutlich
gebräunt.
In der alten Bäckerei etwas weiter stehen mehrere Menschen schlange.
Durch die Scheibe sehe ich eine Frau in Jeans, deren Figur mir gut
gefällt. Ich fotografiere drei, vier Bilder in der Totalen, das saubere
Glas spiegelt etwas, es stört nicht sehr. Zusehende, neugierige
Passanten suchen nach dem scheinbar nicht vorhandenem Motiv, sehen dort
hin, zu mir, länger in Richtung des Objektives, geben jedoch ohne
Erkenntnis auf und senden mir noch einen fragenden Blick mit
Unverständnis vermischt zum Abschied. Die von mir fotografierte Frau
kommt mit einer großen Tüte aus der vollen Bäckerei, sieht mich
freundlich an, ich lächele freundlich zurück und sie lächelt auch.
Ich gehe weiter. Menschen schlendern über die wenig befahrene Straße.
Ich erreiche den Bereich der Geschäfte, der Verkehr nimmt etwas zu. Eine
junge Handwerkerin in schwarzer Cordhose einen Zollstock in der dafür
vorgesehenen schmalen Tasche tragend kommt mir entgegen, ich sehe ihr
freundlich offenes Gesicht an und sie sieht meine Kamera an, lächelt
mich danach freundlich an, fast ein leichtes Lachen könnte ich
beschreiben. Sie schaut sogar an mir vorbeigegangen noch einmal lächelnd
zurück. Im Weitergehen denke ich zwei Sekunden nach, drehe mich
nochmals herum und sehe sie an einer nahen Haltestelle stehen. Ich gehe
daraufhin nochmal zu ihr zurück, spreche sie an, und frage sie
freundlich aber offen nach einem Foto. Sie fragt mich nach dem Grund und
ich sage ihn ihr. Sie lacht und sagt zu, ich solle nur ihr Gesicht
nicht veröffentlichen. Ich gab ihr meine Karte, wenn sie einen Abzug
haben wolle, könne sie mich gerne Anrufen. Sie lächelte und ich
verabschiedete mich nach drei Bildern ebenfalls mit einem Lächeln.
Angekommen in einem Straßencafe bestelle ich mir einen doppelten
Espresso. Trotz niedriger Temperaturen sind die Tische im Außenbereich
dank der Märzensonne nicht mal durch einen kalten Nordwind frei
geblieben. Ich setze mich dazu, ein Pärchen freundlicher Endsechziger
räumen demonstrativ einen durch ihre Mäntel belegten Sessel. Offen
beteilige ich mich nach einer freundlichen Einladung an ihrem Gespräch
über Habgier und Geltungssucht. Eine halbe Stunde vergeht wie im Fluge.
Irgendwann kommt unser lockeres Gespräch auf das Thema Fotografie
verursacht durch meine Kamera. Ich berichtete wahrheitsgemäß von meiner
"Art" Streetfotografie, deutete ungefähr an, was der Sinn des ganzen
ist, was ich bis jetzt selber darunter verstehe. So richtig geheuer war
es ihnen anfangs nicht. Viele Fragen und noch mehr Antworten später
lichtete sich das Dunkel und sie waren von sich aus beim Thema Aussehen
angekommen, welches immrr sehr viel Gesprächsstoff bietet. Wieder eine
halbe Stunde später verabschiedeten sie sich sehr höflich.
Ich selbst ging noch etwas durch die Stadt, es trug mich an den Fluss
und langsam zurück zum Wagen. Auf dem Wege konnte ich noch sieben bis
acht Fotos machen, deren Inhalt von einem Pärchen in lauter Diskussion
über einen tollen Eingangsbereich bishin zu zwei sehr schönen Bildern
von Hintern in Jeans.
Diese Frauen konnte ich von einer Bank aus am Flußufer ablichten, als
sie mit ihrem Mobiltelefon in einer anderen Welt zu sein schienen.
Abgelenkt durch diese entzückende Erscheinung von den Wasserspiegelungen
des Flusses sah ich ihnen nach. Eine von ihnen bemerkte mich und meine
Kamera nach ihrem Kommunikationsausflug, sah mich an, während ich sie
durch den Sucher anblickte. Sie war sich wohl nicht ganz sicher, was ich
da zu tun gedachte, blickte erstaunt und angespannt in meine Linse. Ich
nahm die Kamera herunter, ohne auszulösen, und lächelte sie einfach an.
Sie blicke eine gefühlte Ewigkeit herüber, drehte sich danach herum und
verließ das Ufer. So verging ein weiterer Fototag, der eine schöne
Pforte und ein Foto einer tollen Figur einer hübschen Frau erbrachte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wie im richtigen Leben - immer höflich und freundlich bleiben